Systemwelten

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
Version vom 5. Juli 2005, 20:42 Uhr von Jan Bartels (Diskussion | Beiträge)

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Die Basis des Hobbies...

...ist das Gleis und damit auch die Art, wie die Fahrzeuge mit Strom versorgt werden.

Tatsächlich gibt es eine Reihe von Fakten, die dazu führen, dass Märklin-Modelle in der Baugröße H0 (oder von anderen Herstellern für dieses System angebotene Modelle) in technischen Belangen anders sind als die Modelle und Systeme aller anderen Hersteller weltweit.

Gleise und Stromzufuhr

Das beginnt am auffälligsten mit den Gleisen. Versorgen alle anderen Hersteller die Lokomotiven über die zwei Schienen mit Strom, so gibt es bei Märklin einen Mittelleiter, der seit Jahrzehnten als Punktkontakt ausgeführt ist. Hierbei ist dieser Leiter nicht durchgehend ausgeführt, sondern durch die Schwellen ragen einzelne Metallzungen nach oben. Sie bilden den einen elektrischen Pol Die beiden elektrisch verbunden Schienen bilden den anderen elektrischen Pol.

Daher sind die Märklin-Loks mit einem Schleifer mittig unter dem Fahrzeug ausgestattet, um den Strom von diesen Punktkontakten abzunehmen. Die Achsen sind durchgehend elektrisch leitend.

Gleichstrom oder Wechselstrom?

Weiterhin fahren Märklin-Loks mit Wechselstrom, die Loks aller anderen Hersteller mit Gleichstrom. Während Gleichstromlokomotiven durch Umpolen der Spannung am Gleis die Richtung wechseln geschieht die bei den Wechslstrommodellen durch einen eingebauten Umschalter, der vom Trafo aus betätigt wird.

Daher haben sich folgende Begriffe eingebürgert, die synonym verwendet werden, auch wenn sie z.T. technisch nicht völlig korrekt sind:

Bei Fahrzeugen von Märklin oder für das Märklin-System:

  • 3-Leiter-Gleis
  • 3-Leiter-Wechselstrom
  • 3-Ltr-~
  • Wechselstrom-Modell
  • AC-Modell

Bei Fahrzeugen anderer Hersteller:

  • 2-Leiter-Gleis
  • 2-Leiter-Gleichstrom
  • 2-Ltr-=
  • Gleichstrom-Modell
  • DC-Modell

Was geht und was nicht

Aus dem oben gesagten folgt schon, daß keine Lok des einen Systems sich auf den Gleisen des andern jemals in Bewegung setzen wird:

Den 2-Leiter-Loks fehlt der Schleifer, um den Strom von den Punktkontakten abzunehmen, die 3-Leiter-Loks haben durchgehend leitende Achsen und schließen bei 2-Leiter-Gleisen einfach kurz. Außerdem haben die Märklin-Achsen ein zu stark abweichendes Radsatz-Innenmaß.

Das ist der Grund, warum auch Personen- und Güterwagen der Marke Märklin nicht ohne Änderung der Achsen (Stichwort: Tauschachsen) nicht auf 2-Leiter-Gleisen eingesetzt werden können.

Einsatz von Produkten anderer Hersteller

Es gibt auch von klassischen 2-Ltr= Herstellern seit jeher Modelle, die speziell für das Märklin-System gebaut werden. Sie werden vom Hersteller bereits mit Schleifer und passendem Digitaldecoder, oder immer seltener nur mit einem analogen Fahrtrichtungsumschalter ausgestattet.

Bei Wagen genügt, wie oben, der Tausch der Radsätze gegen isolierte mit passendem Innenabstand.

Märklin selbst bietet mit der Marke Trix, die seit 1996 zum Konzern gehört, auch 2-Leiter-Modelle an, seit 2004 auch Gleise. Vor der Trix-Übernahme hatte man die Marke "Hamo", unter der teilweise etwas lieblos auf Gleichstrom umgemodelte Modelle angeboten wurden.

Zudem wurden früher unter "Primex" einfache AC-Modelle sowie Metallschienen in einer etwas helleren Farbgebung verkauft - eine frühe "Hobby-Variante" von Märklin.

Digitalwelten

Bereits in den 1980er Jahren begann Märklin sein Digitalsystem auszuliefern. In der Folge etablierte es sich unter dem Namen "Märklin-Motorola". Inzwischen werden praktisch alle Modelle mit einem Decoder ausgeliefert, der ausser dem Digitalbetrieb auch den herkömmlichen Wechselstrombetrieb gestattet.

Andere Hersteller zogen im ausgehenden zwanzigsten Jahrhundert nach und brachten eigene Digitalsysteme auf den Markt, so z.B. Fleischmann mit der "Fleischmann Mehrzugsteuerung" (FMZ) und Trix mit "Selectrix" (häufig mit Sx abgekürzt). Diese Systeme werden noch heute unterstützt, Fleischmann und Trix wollen sich aber zugunsten des weltweit verbreiteten und standardisierten DCC-Systems lösen. Selectrix wird von Drittanbietern noch tatkräftig mit Elektronikbausteinen unterstützt.

2004 kündigte Märklin unter dem Begriff "Märklin-Systems" sein neues Digitalsystem an und lieferte bisher Handregler mit Display und Lokomotiven mit passenden Decodern aus. Alle Komponenten sind abwärtskompatibel, d.h. sie unterstützen auch das alte "Märklin-Motorola".

Alle andere Hersteller sind inzwischen auf das weltweit verbreitete DCC-Format umgestiegen und liefern entsprechende Geräte und Modelle.

Somit setzt sich auch fort, was oben schon bei Gleisen und Stromversorgung beschrieben wurde: Es gibt das System von Märklin, das zu nichts anderem kompatibel ist, und es gibt alle anderen Hersteller, die sich bei Gleisen, Fahrzeugen, Stromzuführung- und Art und jetzt auch bei Digital auf einen gemeinsamen Standard geeinigt haben.

Unterschiedliche Gleisnormen

Neben der Stromzuführung hat Märklin auch bei dem Radsätzen kleine Unterschiede. Die Spurkränze sind etwas höher und vor allem ist der Innenabstand der Räder minimal kleiner (14,0 statt 14,3mm), was dazu führt, dass auch Gleichstromwagen ursprünglich nicht auf Wechselstromgleisen fahren konnten. Mit der Einführung des C-Gleises durch Märklin ist es jetzt möglich, beide Radsatznormen auf diesem Gleissystem einzusetzen. Daher ist ein Umbau von Gleichstrom-Wagen für den Einsatz auf Märklin C-Gleis nicht mehr nötig.

Vor- und Nachteile

Das Märklin-System hat gegenüber den 2-Leiter-Systemen einige Vor- und einige Nachteile.

Vorteile

  • Ein Vorteil entsteht durch die symmetrischen Gleise, bei denen beide Außenschienen einen gemeinsamen elektrischen Pol bilden. Hierdurch sind im Gegensatz zu 2-Leiter-Gleisen, Kehrschleifen ohne weiteren Aufwand zu realisieren.
  • Ein weiterer Vorteil entsteht durch die größere Basis für die Stromabnahme. Hierdurch sind Märklin-Loks unanfälliger gegen einseitige Stromunterbrechungen an den Außenschienen.
  • Ein Vorteil kommt zum Tragen, wenn eine Gleisbesetztmeldung erfolgen soll. Hier kann einfach eine der beiden Schienen isoliert werden. Durch die Radsätze werden beide Schienen verbunden und man kann mit einfachsten Mitteln feststellen, daß das Gleis belegt ist oder einen Schaltvorgang auslösen.

Nachteile

  • Ein Nachteil ist die Bindung an nur einen Systemanbieter, spezell im Bereich der Gleise. Bei Loks und Wagen gibt es durchaus, wie oben dargestellt, Alternativen.
  • Durch die Punktkontakte sind die Gleise nicht vorbildgerecht und werden von einigen Modellbahnern als optisch sehr unschön angesehen.
  • Der Schleifer für den Mittelleiter verursacht Laufgeräusche. Es gibt hier zwar Lösungen der Firmen Roco und Brawa, aber das zusätzliche Geräusch verschwindet auch hiermit nicht völlig.