Modellbahn-Raum
Inhaltsverzeichnis
Grundsätzliches
der Modellbahn-Raum
Die wenigsten Modellbahner haben wohl die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Räumen, wo sie ihre Modellbahn aufstellen können. Gerade deshalb habe ich mich bemüht, im Themenkreis zum Bau einer Modellbahn auch auf die dadurch entstehenden Probleme einzugehen.
Temperatur
Eine für den Menschen angenehme Raumtemperatur - so zwischen 18 und 21 Grad Celsius - ist auch für die Modellbahn richtig. Niemand wird die Modellbahn in einen Kühlraum oder eine Sauna einbauen. Problematisch wird es dann, wenn die Temperaturen stark schwanken, z.B. zwischen Sommer und Winter.
Ein besonderes Problem entsteht in Kellerräumen, wenn im Sommer die warme (manchmal sogar schwüle) Aussenluft in den kalten Keller gelangt, dort abkühlt und entsprechend Feuchtigkeit abgibt. Der Kellerraum sollte daher ganzjährig geheizt werden können. Allerdings müsste man den Kellerraum schon erheblich aufheizen, wenn man diesen Effekt im Sommer vollständig kompensieren wollte!
Unterschiedliche Materialausdehnung können bei grösseren Temperaturschwankungen - ein klassisches Problem bei Dachböden - u.U. zu Schäden beim Gleisaufbau führen. Schienenstösse sollten nicht fugenlos ausgeführt werden, sondern Raum für die Ausdehnung lassen (allerdings nicht so viel, dass die Fahrsicherheit leidet!).
Zuschnitt
Wie bereits erwähnt: in den seltensten Fällen kann man als Modellbahner den Raum frei wählen, sondern muss sich mit dem Vorhandenen abfinden. Doch auch hier einige Hinweise:
- Es sollte nach Möglichkeit kein Durchgangsraum als Aufstellungsort gewählt werden.
- Mit den verschiedenen Spurweiten kann man sich an die Gegebenheiten in gewissem Rahmen anpassen.
- Die Anlage sollte so aufgestellt werden, dass sie überall zugänglich ist (nicht nur beim Bau, sondern auch beim Betrieb)!
- Fenster, Heizkörper, Reinigungsöffnungen von Kaminen u.ä. müssen erreichbar sein! Ggf. herausnehmbare bzw. klappbare Anlagenteile vorsehen.
- Zu Heizkörpern sollte auch ein ausreichender Abstand gehalten werden, um keinen Wärmestau zu erzeugen.
- Auch Mansarden (Dachschrägen) berücksichtigen! Diese können z.B. als Schattenbahnhof genutzt werden.
Diese Punkte sollte man bereits bei der Planung der Modellbahn berücksichtigen. Ideal ist es natürlich, wenn man bei einem Neu- oder Umbau Elektroanschlüsse und Heizkörper usw. passend zur Anlage planen kann!
Feuchtigkeit
Während bei zu trockener Luft kaum mit Schäden zu rechnen ist (es sei denn es brennt), ärgert zu feuchte Luft den Modellbahner häufig mit Oxidation (Rost, Korrision) an Metallteilen. Gefährdet sind hier Gleise (bei Märklin vor allem der Mittelleiter!). Ausserdem kann eine (oft jahreszeitlich bedingte) sehr stark wechselnde Luftfeuchtigkeit zum "Arbeiten" von Holz (Unterbau) führen, die Anlage verzieht sich, Trassenbretter werden krumm etc. Es sollte daher nur gut abgelagertes Holz verarbeitet werden, Massivholz besser vermeiden, Holzteile am besten imprägnieren oder Lackieren.
Die klassische Frage in jeder 2.Bausparzeitschrift ist: "Mein Keller ist feucht, was kann ich dagegen tun?" Nun, die Gründe sind vielfältigster Art, daher kann kein pauschaler Rat erfolgen, nur einige Hinweise:
- Keller werden vor allem im Sommer feucht, wenn die warme Luft von draussen im Keller abgekühlt wird und dadurch das enthaltene Wasser abgibt, daher Keller im Sommer möglichst wenig lüften!
- Sind Kellerwände ständig feucht, sollte die Ursache (nicht nur im Interesse der Modellbahn) von einem Fachmann festgestellt und entsprechende Massnahmen unternommen werden. Es gibt hier viele Gründe:
- "echte" Feuchtigkeit bei hohem Grundwasserspiegel;
- nicht erkannte Wasserschäden durch defekte Leitungen oder überlaufende Dachentwässerung;
- Beachten Sie dabei auch:
- eine Isolierung der Kellerwände verhindert zwar, dass Wasser an den Wänden kondensiert, die Luftfeuchtigkeit wird jedoch damit nicht (bzw. nicht direkt) verändert. Allerdings kann die Raumtemperatur dadurch erhöht und auf diesem Weg die Kondensation verringert werden.
- Werden Wände, die von aussen bzw. unten her feucht sind, innen isoliert, treten u.U. verstärkt Bauschäden auf: das Mauerwerk kann die Feuchtigkeit nicht mehr abgeben! Hier müssen unbedingt hinterlüftete Isolierungen angebracht und das Mauerwerk so behandelt werden, dass keine Feuchtigkeit mehr eintreten kann. Auch hier gibt es verschiedene Verfahren, über die der Fachmann entscheiden sollte.
Fast in jedem Keller kann man beobachten, dass im Sommer die Luftfeuchtigkeit durch die sich abkühlende Aussenluft zunimmt. Es gibt verschiedene Wege, dies zu beheben. Entfeuchten kann man mit chemischen Mitteln (meist in Säckchen verpackt), die die Luftfeuchtigkeit aufnehmen. Zu unterscheiden ist hier zwischen Präparaten die weggeworfen werden (z.B. von UHU) und solchen, die im Backofen getrocknet und wiederverwendet werden können. Die Entfeuchtungsleistung ist meist relativ gering.
Die Alternative sind elektrische Entfeuchtungsgeräte (arbeiten ähnlich wie ein Kühlschrank). Auf Dauer dürften die elektrischen Entfeuchter (rotz der hohen Anschaffungskosten von ca. 800-1500 DEM) zumindest billiger als die Wegwerf-Mittel kommen, ausserdem kann hier die gewünschte Luftfeuchtigkeit eingestellt werden. Diese Geräte können oft auch geliehen werden.
Eine aktuelle Erfahrung meinerseits: Ich habe ein Gerät (für max.180 Kubikmeter Raumgrösse) ausgeliehen, pro Woche DM 95,-- + MWSt. Leihgebühr. Kaufpreis wären DM 1.800,--.
Aufgestellt wurde der Entfeuchter in 2 zusammenhängenden Räumen von 36 bzw. 11 qm Fläche und ca. 2,30 m Höhe, entspricht zusammen ca. 108 Kubikmeter Rauminhalt.
Innerhalb von 5 Tagen wurde die Luftfeuchtigkeit von 65% auf 53 % gesenkt, dabei wurden 14,5 l Wasser abgeschieden. Die Lufttemperatur liegt bei konstant 19 Grad Celsius. In den letzten beiden Tagen ist die Luftfeuchtigkeit etwa gleichgeblieben, das bedeutet dass die letzten 2 l Wasser aus den Wänden gekommen sind. In einigen Tagen werde ich das Gerät zurückgeben und beobachten, wie schnell die Luftfeuchtigkeit wieder steigt.
Staub
Modelleisenbahnen sind feinmechanische Präzisionswerke (gut, nicht alle...) und dementsprechend empfindlich gegenüber Staub, Schmutz usw. Klassischer Märklin-Schaden ist ein durch Fussel blockiertes Getriebe, weil man immer auf dem Teppichboden gefahren ist.... in diesem Zusammenhang sollte man auch dran denken, dass bei groben Arbeiten (Sägen, Schleifen, Bohren) das fahrende Material besser weggepackt werden sollte. (übrigens sind brennende Glühbirnen besonders empfindlich gegen Erschütterungen, daher nicht bei eingeschalteter Stadtbeleuchtung rumhämmern!). Eine Modellbahnanlage z.B. im Schlafzimmer sollte möglichst vor Staub geschützt werden, während klimatische Probleme hier eher zwischen den Ehepartnern entstehen als bei der Modellbahnanlage.
Zu staubige Luft ist meist mit sehr geringer Luftfeuchtigkeit verbunden. Auch dafür gibt es natürlich Geräte, wie Luftbefeuchter oder sogenannte Luftwäscher oder auch Luftreiniger (Gebläse mit Filter).
Wand- und Bodenbeläge
Nicht nur aus den vorherigen Ausführungen ergeben sich die folgenden Tips zu Wand und Boden:
- Teppichböden sind Staubfallen und sollten eher vermieden werden. Ausserdem: schon mal einen abgefallenen Puffer in der "Auslegeware" gesucht?
- (Zu) Harte Bodenbeläge sind ebenfalls zu vermeiden, da auch mal was empfindliches runterfallen kann..
- am zweckmässigsten sind Bodenbeläge, die glatt und wischfest sind, ich empfehle PVC, Linoleum oder Kork (versiegelt). Am unempfindlichsten sind PVC-Beläge von der Rolle.
- Wände sollten verputzt und gestrichen sein. Verputzte Wände bieten einen besseren Klimaausgleich als z.B. nackte Betonwände!
- Bei nicht isolierten Keller- oder auch Dachgeschoßräumen bietet sich eine ggf. hinterlüftete, isolierte Gipskarton-Verkleidung an. Hier nochmals der Hinweis: Es sollte unbedingt von einem Fachmann (ich sagte Fachmann, nicht einfach vom Verkäufer im Baumarkt!) geprüft werden, welche Konstruktion aufgrund der vorliegenden Situation erforderlich ist, da sonst mehr Schaden als Nutzen entsteht!
- Ein Hintergrund für die Modellbahn kann direkt auf die Wand aufgemalt bzw. geklebt (Hintergrundtapeten) werden, dabei sollte beachtet werden dass ein Hintergrund am besten wirkt wenn er ca. 10 cm Abstand von der Anlage hat.
Ein kurzes Fazit:
Der ideale Raum für die Modellbahn ist klimatisch ausgeglichen, d.h. konstante Temperatur von ca. 18-20 Grad, Luftfeuchtigkeit sollte bei ca. 50% liegen, die Luft möglichst staubfrei sein.
In der Praxis wird man das wohl genauso selten finden wie die Lieblingslok in der gewünschten Spurweite mit sauberster Detaillierung und perfektem Lauf... Aber wir Modellbahner sind ja Kompromisse gewöhnt!
geeignete Materialien
Bezeichnung | Aufbau, Lieferform | Verwendung | Eigenschaften |
Massivholz | aus vollem Holz gesägt bzw. gefräst, von dünnen Leisten
5x5 mm bis Bretter bzw. Kanthölzer und Balken |
als Leisten, Kanthölzer, Beine, auch z.B. Unterlage bei Rampen,
Rahmenbau mit Sperrholzplatte |
preiswert, leicht |
Pressspanplatte | aus Holzspänen mit Leimzugabe gepresst, verschiedene Spangrößen
(rauh/fein), Stärke 8-50 mm, in Platten 1,75 x 2,50 m und größer |
früher oft als Grundplatte verwendet | verzugsfest, aber nicht formstabil (hängt leicht durch) und relativ
schwer;
|
Hartfaserplatte | aus Holzfasern mit Leimzugabe gepresst, 5-10 mm stark, in Platten wie
Pressspan, oft einseitig kunststoffbeschichtet |
Seitenverkleidung von Anlagen,
|
nicht für tragende Teile verwendbar, relativ preiswert, oft auch
als Abfall zu finden (Schrankrückwand, meist einseitig Kunststoffbeschichtung). Wird oft mit Pressspanplatten verwechselt. |
MDF (mitteldichte Faserplatte) | aus Holzfasern mit Leimzugabe gepresst, 10-30 mm (?) stark, in Platten, teilweise kunststoffbeschichtet | speziell für Möbelbau konstruiertes Material | billig, aber schwer; in den Stirnseiten halten Schrauben und Nägel nur schlecht. Für Modellbahnanlagen eher unbrauchbar. |
Weichfaserplatte | ebenfalls aus Holzfasern, aber weicher als Hartfaser (weniger Leim/Druck),
in Platten mit ca. 5-20 mm Dicke |
schalldämmende Unterlage für
|
Weich, bricht leicht, schalldämmend |
Sperrholz | auch Furniersperrholz, aus dünnen, im rechten Winkel zueinander
laufenden Schichten verleimt ( immer ungerade Anzahl!), in Platten (unter 5 mm auch in kleinen Stücken) bis ca. 20mm Stärke; darüber als Muliplex-Platten bis 50 mm Stärke. |
Grundplatten, Modulkästen,
|
leichter als Spanplatten, relativ
|
Tischlerplatte | Auch Stab- oder Stäbchensperrholz, zwischen einer Ober- und Unterschicht
jeweils aus dünnem Holz sind Holzstäbe (Faserverlauf quer zu den Deckplatten) eingeleimt. Ab 13 mm - 25 mm in Platten. |
Grundplatten, Modulkästen, Spanten | noch leichter als Sperrholz, verzugsfest,
|
Stahlprofile | Gepreßte und gestanzte L-Profile aus Stahl, ggf. auch aus Alu
oder anderen Metallen |
Rahmen, Beine | als Lochraster-Winkelprofile
|
benötigtes Werkzeug
Grundsätzlich sollten vorhanden sein (und sind es wohl auch in jeder Heimwerker-Werkstatt): Hammer, Schraubenzieher in verschiedenen Größen, Vorstecher, Kombizange, Seitenschneider.
Bezeichnung | Aufbau, Lieferform | Verwendung | Eigenschaften |
Kreissäge | Handkreissäge, Tischkreissäge, Kappsäge | gerade Schnitte, Ablängen von Leisten | preiswert, leicht |
Stichsäge | Empfehlenswert: Pendelhub | Kurvenschnitte | Kurvenschnitte |
Oberfräse | Kantenbearbeitung, Nut fräsen, Grifflöcher fräsen |
Lieratur
- Bernhard Stein: Meisterschule Modellbahnbau. Augustus Verlag, 1992, 3804301479
- Joachim M. Hill: Modellbahn Anlagenplanung. Der richtige Weg zur vorbildgetreuen Modellbahn. Alba Publikation, Ddf., Düsseldorf 2002, 3870945974
- Gernot Balcke: Wir bauen eine Modellbahn. Vom richtigen Anfang zum großen Fahr- Erlebnis. Alba Publikation, Ddf., Düsseldorf 1986, 387094448X