Gebäude-Selbstbau

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
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Einleitung

In diesem Text möchte ich einige Hinweise und Anleitungen zum Selbstbau von Gebäuden auf Modellbahnanlagen geben. Ich beziehe mich auf keine bestimmte Baugröße oder Epoche, die Beispiele sind allgemein gehalten, so dass (hoffentlich) jeder etwas damit anfangen kann.

Ich beschreibe meine Art, Gebäude zu bauen. Es gibt mit Sicherheit noch andere Möglichkeiten, wer mag, kann mir ja schreiben, ich werde diesen Text dann ergänzen.

Kurz gesagt: Ich baue meine Häuser aus Plastik, aus Polystyrol, PS, genau gesagt. PS gibt es in Platten- und Profilform im Modellbauladen zu kaufen. PS ist billig, einfach zu verkleben und leicht zu bearbeiten.

Planung

Beispiel für eine Bauzeichnung, gezeichnet mit kontour unter Linux.

Am Anfang steht ein Bauplan. Wenn es für das gewünschte Gebäude keinen fertigen Plan aus einem Buch oder einer Zeitschrift gibt, musst Du selber einen Plan zeichnen. Das hört sich schwieriger an als es ist. Am einfachsten ist es, Du skizzierst Deine Vorstellungen mit ungefähren Maßangaben auf einem Blatt Papier und zeichnest anschließend mit einem Illustrations- oder CAD-Programm den Plan.

Es ist natürlich genauso gut möglich, einen Bauplan mit Papier und Bleistift zu zeichnen, ich bin davon aber abgekommen, weil es viel einfacher ist, einen Plan in einem Programm als in einer Zeichnung zu ändern.

Es fällt schwer, eine Empfehlung für ein bestimmtes Programm abzugeben. Unter Windows habe ich mit dem Freeware-CAD-Programm CADStd sehr gute Erfahrungen gemacht, unter Linux benutze ich das Illustrationsprogramm Kontour oder QCAD, ein kostenloses CAD-Programm.

Wichtig ist, dass das verwendete Programm das Zeichnen auf mehreren Ebenen unterstützt. So kannst Du die Umrisse der Wandteile auf eine eigene Ebene legen, separat ausdrucken und auf die PS-Platten kleben.

Ich möchte hier keine Anleitung zum Zeichnen von Gebäudebauplänen schreiben, wenn Du so etwas benötigst, findest Du eine Anleitung, die sich an kontour orientiert, unter http://pages.vossnet.de/frankw/modellbahn/plaenezeichnen.html




Material und Werkzeug

Wenn die Zeichnung fertig gezeichnet oder fotokopiert ist, ist es an der Zeit, die nötigen Werkzeuge bereit zu legen und das Material zu besorgen.

Du benötigst nicht besonders viel Werkzeug und auch kein teures Material

Material

  • Polystyrolplatten in den Stärken 1,0, 0,5 und 0,3 mm
  • Styrodur
  • Evtl. Mauerwerks- und Dachplatten aus PS
  • Polystyrolprofile für Fenster und Türen
  • Holzleisten in verschiedenen Formaten
  • Bausatzreste (sind hilfreich, aber nicht unbedingt notwendig)
  • 1,5 mm Messingdraht
  • Messingrohr
  • Lackspachtel
  • Beize
  • Kontaktkleber
  • Polystyrolkleber
  • Fotokleber
  • Sekundenkleber
  • Matte Acryl- oder Kunstharzfarben
  • Wasserfarben
  • Farbpigmente zum Altern

Bei dieser Auflistung ist zu beachten, dass natürlich nicht für jedes Projekt alle Materialien benötigt werden.

Werkzeug

  • Teppichmesser, Skalpell oder Cutter
  • Laubsäge
  • Minibohrmaschine mit Trenn- und Polierscheibe, eine Metallsäge tut es natürlich auch
  • Stahllineal
  • Geodreieck
  • Glashaarradierer
  • Spachtel
  • Schleifpapier
  • Pinsel in verschiedenen Größen
  • Winkel
  • Pinzette
  • Feilen
  • Messschieber
  • verschiedene Zangen
  • Schere

Diese Werkzeuge sollten in jedem Modellbahnerhaushalt vorhanden sein.

Rohbau

Die Vorgehensweise zur Erstellung des Rohbaus ist je nach Vorbild unterschiedlich. Ich beschreibe in diesem Kapitel drei verschiedene Bauweisen: Holzhäuser, Bauten aus Stein und Fachwerkhäuser.

Von Peter Popp stammt die Idee, den Rohbau des Gebäudes aus Styrodur zu bauen. Peter baut einen Klotz aus Styrodur in der Form des Hauses, schneidet die Fensteröffungen heraus und höhlt den Klotz hinter den Fenstern vorsichtig aus. Der ganze Klotz wird dann mit einem Sand-Leim-Gemisch verputzt bzw. mit feinen Brettchen verbrettert. Das Dach entsteht aus PS-Bauplatten.

Holzbauten

Modelle nach Vorbildern aus Holz sollte man auch aus Holz bauen. Die Maserung der meisten Hölzer ist zwar für H0 und mehr noch für TT oder N zu grob, ich meine aber, dass Holz trotzdem immer noch besser wirkt als Holzplatten aus Polystyrol.

Eine Ausnahme bilden freilich Holzwände, die beim Vorbild glatt geschliffen sind. Solche Wände kann man am einfachsten mit PS-Platten von Evergreen nachbilden, die es in verschiedenen Größen und Formen zu kaufen gibt.

Als Grundlage für Bretterwände aus Holzleisten bieten sich zwei Möglichkeiten an:

  1. Bau eines Fachwerkes aus Holzleisten.
  2. Bau eines Gebäudekernes aus Polystyrol oder Sperrholz.

Die erste Methode empfiehlt sich, wenn man in das Gebäude hineinsehen kann, also z. B. bei offenen Schuppen, die zweite Methode bietet ein Höchstmaß an Stabilität.

Um ein tragendes, möglichst stabiles und rechtwinkliges Fachwerk zu erhalten, ist es am einfachsten, die Rahmenteile auf der Bauzeichnung zusammenzubauen. Dazu druckt man sich eine Zeichnung des Fachwerkes aus und legt eine Kopierfolie darüber. An der Zeichnung können jetzt die Maße für die einzelnen Balken abgenommen werden. Die Balken werden gegebenenfalls gebeizt und dann auf der Folie mit Weißleim verklebt. Das Beizen muss unbedingt vor dem Verkleben erfolgen, weil sonst die Beize auf Klebestellen nicht hält. Der Weißleim haftet zwar auf der Folie, ist jedoch leicht wieder abzulösen. (s. Abb. rechts, leider ist die Transparentfolie auf dem Foto nicht so gut zu sehen)

Zusammenbau eines Holzschuppens

Wenn alle Fachwerkteile fertig sind, werden sie mit Hilfe eines Stahlwinkels oder eines Geodreieckes zusammengeklebt.

Nach dem Trocknen der Fachwerkteile wird das Fachwerk mit Brettern verkleidet. Passende Leisten erhält man in Geschäften für Schiffsmodellbau, man kann sich aber die Bretter auch selbst aus 0,5 mm starkem Balsaholz zuschneiden. Wiederum gilt, dass alle Holzteile vor dem Verkleben gebeizt werden müssen.

In der folgenden Abbildung sind die Wände einer kleinen Feldscheune während des Zusammenbaus zu sehen. Da ich die Scheune erst nach dem Zusammenbau mit Acrylfarben bemalt habe, konnte ich die einzelnen Bretter ungefärbt verarbeiten.

Wenn das Gebäudeinnere nicht einsehbar ist, wie bei Lagerschuppen oder Holzwohnhäusern, ist es einfacher, einen Gebäudekern aus Polystyrolplatten zu bauen und die Verbretterung daran zu befestigen.

Als erstes wird ein Ausdruck oder eine Kopie des Bauplanes grob ausgeschnitten und die einzelnen Wandelemente mit Foto- oder Montagekleber auf 1 mm starkes Polystyrol geklebt. Man kann die Teile auch auf Transparentfolie drucken und auf die PS-Platten kleben. Die Einzelteile werden sorgfältig mit einem Messer ausgeschnitten. Nach dem Ausschneiden kann das Papier einfach abgerissen und der Fotokleber abgerubbelt werden (darum Fotokleber). Die Wandelemente werden mit flüssigem Polystyrolkleber um eine Grundplatte herum verklebt. Wenn möglich, solltest Du schwarze Bauplatten verwenden, damit nicht weißer Kunststoff zwischen den einzelnen Holzstreifen zu sehen ist. Auf dem Gebäudekern wird jetzt eine Unterkonstruktion aus 0,5 mm starken Leisten mit Kontaktkleber quer zur Verbretterung angebracht. Dieser Unterkonstruktion wird mit stark verdünnter schwarzer Farbe bemalt, damit kein unbehandeltes Holz durch die Außenwände hindurch zu sehen ist.

Wenn Du weißes Polystyrol für die Wände verwendet hast, solltest Du es jetzt auch schwarz färben

Als Abschluss werden die Außenwände verbrettert, die einzelnen Brettchen werden mit Weißleim oder Alleskleber auf der Unterkonstruktion bzw. dem Fachwerk befestigt. Achte dabei darauf, dass die Bretter einigermaßen senkrecht angebracht werden.

Steinbau

Auf eine PS-Platte aufgeklebte Bauteile, zum Teil schon ausgeschnitten

Als Baumaterial für Bauten aus Stein, Backstein oder verputztem Mauerwerk verwende ich Polystyrolplatten, die es in verschiedenen Stärken für wenig Geld zu kaufen gibt. Polystyrol ist verzugsfrei, stabil und mit handelsüblichem PS-Kleber sicher und alterungsbeständig zu verkleben, für feine Teile kann man auch Universalverdünnung nehmen. Fensteröffnungen sind mit einem Messer leicht und genau auszuschneiden. Das Material kann mit Feilen und Schleifpapier bearbeitet werden.

Für den Bau von Häusern mit Ziegelmauerwerk gibt es Bauplatten von verschiedenen Herstellern, deren Struktur, zumindest in H0, aber etwas groß ausgefallen ist. Für H0-Bauten empfielt sich die N-Ziegelmauerplatte von Kibri, die zudem noch einige gebogene Fensterstürze enthält.

Auf diesen Platten werden mit Fotokleber Ausdrucke oder Kopien der Bauzeichnung befestigt. Es ist einfacher, das Papier nach dem Ausschneiden wieder herunterzupuhlen als die Maße genau auf die Bauplatten zu übertragen.

Rohbau eines Hauses aus Polystyrol

Als erstes werden die Fensterausschnitte sorgfältig aus der Platte herausgeschnitten. Es genügt, die Schnittlinien nur bis etwa zur Hälfte der Stärke der Bauplatte anzuritzen und dann den Fensterausschnitt kreuzweise einzuschneiden. Jetzt können die dabei entstandenen Dreiecke vorsichtig nach innen herausgebrochen werden und fertig ist eine saubere Fensteröffnung. Die beim Schneiden von Polystyrol neben dem Schnitt entstehenden Wülste können mit feinem Schleifpapier oder durch Schaben mit einem Messer entfernt werden.

Die Gebäudeecken können auf unterschiedliche Arten gestaltet werden. Bei der Verwendung von Ziegelmauerplatten ist es am besten, die Platten auf Gehrung zu feilen und zusammen zu setzen, Wände, die später verputzt werden, können auch stumpf verklebt werden (s. Abb. "Auf eine PS-Platte aufgeklebte Bauteile...").

Die fertigen Wände werden miteinander und mit einer Grundplatte verklebt. Am besten eignet sich dafür dickflüssiger PS-Kleber aus der Tube. Die Grundplatte sollte in Höhe des Erdgeschossfußbodens eingebaut werden, so können vor dem Aufsetzen des Daches noch Figuren im Inneren des Hauses platziert werden. Wenn Du Deine Häuser von innen beleuchten willst, solltest Du eine Öffnung in die Grundplatte schneiden sobald der Kleber getrocknet ist, oder gleich statt der Grundplatte einen Rahmen aus Polystyrol einkleben.

Rohbau nach dem ersten "Verputzen"

Um die Stabilität des Rohbaus zu erhöhen, kann es bei größeren Gebäuden nötig sein, eine oder mehrere weitere "Zwischendecke(n)" einzuziehen.

Gebäude aus Natur- oder Backstein erhalten jetzt Fenster- und Türstürze, die aus 0,3 mm starkem Polystyrol geschnitten und mit einer Dreikantfeile strukturiert werden. Die Stürze werden auf die Wände geklebt. Wenn Du die Mauerplatten von Kibri verwendest, kannst Du natürlich auch die mitgelieferten Stürze verwenden. Für diese Stürze müssen allerdings Ausschnitte in die Wäde gemacht werden.

Putzbauten müssen natürlich noch ihren "Putz" erhalten. Ich verwende dazu Lackspachtel, der mit einem Japanspachtel auf den Rohbau aufgetragen wird. Wichtig ist, den Rohbau aus Polystyrol vor dem Auftragen des Spachtels zu entfetten, was am einfachsten in warmem Wasser mit Spülmittel geht.

Wenn der Spachtel trocken ist, wird er verschliffen. Je nachdem wie sorgfältig Du dabei vorgehst, entsteht eine mehr oder weniger glatte Oberfläche. Für ein altes Haus kann eine unebene, rissige Oberfläche durchaus erwünscht sein.

Rohbau eines Hauses mit verschliffenem "Putz"

Bis die gewünschte Oberflächenqualität erreicht ist, ist es manchmal nötig, das Spachteln und Schleifen mehrmals zu wiederholen.

Wenn Du ein Haus mit Glattputz nachbilden möchtest, reicht es auch, den fertigen Rohbau mit matten Weißlack aus der Sprühdose zu spritzen. Wenn das Spritzen mehrmals wiederholt wird, entsteht eine leicht rauhe Oberfläche.

Zur Fertigstellung des Rohbaus fehlen jetzt nur noch die Fensterbänke. Sie entstehen aus 0,5 mm starken Kunststoffstreifen.


Fachwerkbauten

Fachwerkwände werden zunächst wie oben beschrieben aus den Bauplatten ausgeschnitten.

Für die Herstellung von Fachwerk gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Am einfachsten ist es, das Fachwerk durch Einritzen der Balken in die Seitenwände darzustellen. Wenn man die Wände aus Polystyrol herstellt, hat man so schon ein schönes Fachwerk, das nur noch angemalt werden muss. Die beim Einritzen entstehenden Einschnitte in der Wandoberfläche verhindern, dass die Farbe des Fachwerks auf die Wandflächen läuft.

Die zweite Variante besteht darin, das Fachwerk aus Holz oder Polystyrolprofilen auf die Wände aufzukleben und die Zwischenräume mit passend zugeschnittenen Stücken Mauerplatte, Karton oder mit Gips aufzufüllen. Der Nachteil dieser Methode ist, dass die Mauern recht dick werden und die Fenster daher sehr genau in die Mauer eingepasst werden müssen.

Eine dritte Möglichkeit ist, die "Balken" des Fachwerkes auf die Mauerplatten zu kleben. Nimmt man dünnes Holz oder Kunststoffpofile (so um 0,3 bis maximal 0,5 mm), ist die Wirkung sehr gut und die Herstellung nicht so eine Fieselei wie bei der zweiten Methode.

Die Farbgebung ist bei der dritten Methode auch recht einfach: Du lackierst zunächst das Mauerwerk in der gewünschten Farbe. Falls dabei etwas Farbe auf die Fachwerkbalken gelangen sollte, ist das kein Problem. Die Seiten der Balken sollten unbedingt in der Wandfarbe bemalt werden. Wenn die Farbe getrocknet ist, wird die Oberfläche des Fachwerks lackiert. Dadurch dass die Seiten der "Balken" in der Wandfarbe lackiert sind, wirken die Balken nicht mehr so dick.

Von Michael Krause kam ein weiterer Tip, wie man Fachwerkwände bauen kann:

"Materialien:

  • lufttrocknende Modelliermasse (etwa Efa - Plast)
  • PS - Platten (0,8mm, 0,5mm, 0,3mm), evtl. auch Architekturkarton 5 mm

Der Rohbau:

Außer den schon beschriebenen Methoden lassen sich auch hervorragende Ergebnisse erzielen, wenn mit 5mm Architekturkarton gearbeitet wird. Das Material ist leicht zu schneiden und aufgund der Schaumschicht zwischen den Kartonplatten auch weitestgehend verzugsfrei. Lediglich die Stärke ist ein Problem: Die Verglasung der Fenster sollte deshalb außen auf den Karton geklebt werden, der innen liegende Fensterrahmen kann mit Streifen aus Papier oder dünnem PS verkleidet werden.

Dadurch ergeben sich zwei Vorteile für Detailliebhaber: auf der "Fensterbank" ist ausreichend Platz für "Blumentöpfe" (aus Resten von Spritzlingen), die Gardinen haben etwas Abstand zum Fenster.

Das Fachwerk:

  1. Das Fachwerk wird zuerst als Ganzes aus PS geschnitten (die Methode beschreibt auch Jacques Le Plat in den "Grüßen aus Ferbach"). Für sehr filigranes Fachwerk mit komplizierter Struktur bietet sich das dünnere Material aus 0,3 oder 0,5 mm PS an. Hier muss allerings sehr vorsichtig geschnitten werden, weil schon ein kleiner Ausrutscher die Balken durchtrennen kann. Grobere und einfach Strukturen lassen sich auch aus 0,8 mm PS schneiden. Hierbei ist die Ritztechnik zu empfehlen (dabei wird das Messer mit der stumpfen Seite der Spitze entlang der Schnittlinie geführt. In der so entstandenen Rille läßt sich das Material leichter schneiden und auch ausbrechen).
  2. Die Modelliermasse wird dünn (etwa 1-2mm) auf Alu-Folie ausgerollt, dazu eignen sich Tapeten-Andruckroller aus Moosgummi, Flaschen oder das gemeine Nudelholz (allerdings nur in der Marmor-Ausführung, am Holz bleibt die Masse zu sehr kleben).
  3. Wenn die Masse dünn ausgerollt ist, das Fachwerk mit der Rolle eindrücken. Mit einem dünnen Messer oder einem Nagel die einzelnen Balken nachdrücken, so das die Masse zwischen den Balken hervorquillt. Anschließend wird die Putzstruktur mit einer Zahnbürste oder einem Borstenpinsel in die Gefachfüllung getupft.
  4. Nach kurzer Antrockenzeit wird das Fachwerk vorsichtig wieder aus der Masse gehoben, die Gefache können bemalt werden (ich benutze dafür Acryl- Bastelfarbe). Eventuell muss der Putz nochmal mit Bürste oder Pinsel nachgetupft werden, weil die Wasserhaltige Farbe die Oberfläche der Masse wieder aufweicht und so die Struktur verschmiert wird.
  5. Die Modelliermasse auf die vorbereitete Wand aufkleben, z.B. mit Weißleim (ich klebe die Wände erst später zusammen – für das Fachwerk ist es günstiger, mit den Einzelteilen zu arbeiten).
  6. Das Fachwerk wieder locker wieder eindrücken: Dabei müssen alle Balken richtig in der Modelliermasse liegen, die Masse zieht sich beim Durchtrocknen leicht zusammen (deshalb muss sie auch aufgeklebt werden – das verhindert, dass sich die Modelliermasse zu sehr verzieht).
  7. Während des Durchtrocknens nochmal kontrollieren, ob sich das Fachwerk leicht herausnehmen lässt, anschließend wieder einlegen.
  8. Wenn die Masse durchgetrocknet ist, das Fachwerk herausnehmen: Mit einer Holzraspel, grobem Schmirgelpapier und einem Messer die Holsstruktur ritzen, anschließend anmalen.
  9. Fachwerk einkleben, Wände zusammenbauen, evtl. entstandene Lücken im Fachwerk an den Hausecken lassen sich mit Modelliermasse spachteln.
  10. Der übrige Putz an Wänden ohne Fachwerk läßt sich mit einem lang gewalzten Stück Modelliermasse auf dem zusammengebauten Rohbau an einem Stück anfertigen. Bruchsteinmauern als Fundament, Mauerwerk um Portale oder an Ecken und ähnliches können mit einem gebogenen Draht oder dem Messer problemlos eingedrückt werden, so entsehen auch an den Ecken keine störenden Lücken.

Meines Erachtens nach hat die Methode einige wesentliche Vorteile:

  1. die Gefachefüllungen sind höher als das Fachwerk, was dem Vobild sehr nahe kommt.
  2. Fachwerk und Wand lassen sich separat bemalen, die Feinarbeit mit dem Pinsel fällt aus.

Einziger Nachteil:

Durch die Modelliermasse unter dem Fachwerk wird die Materialstärke etwa unberechenbar, deshalb mache ich die äusseren Balken in der Regel etwas breiter, die können vor dem dem Zusammenbau dann noch angepasst werden.

Das Ausschneiden des Fachwerkes "am Stück" erfordert etwas Übung, die man aber schnell bekommt, wenn man mit einfachen Strukturen anfängt."

Farbgebung

Sobald der Rohbau steht, ist es Zeit, sich Gedanken über die Farbgebung des Gebäudes zu machen. Der Rohbau ist zunächst auf Risse und Spalten zu kontrollieren, die gegebenenfalls verspachtelt und verschliffen werden müssen. Anschließend ist das Gebäude in warmem Spülwasser wieder von Fettflecken und Schleifrückständen zu reinigen.

Ob Du Acryl- Wasser- oder Kunstharzfarben verwendest, ist unwichtig, Du solltest aber bei einer einmal gewählten Farbsorte bleiben, oder das Gebäude mit Kunstharz- oder Acrylfarben grundieren und die Verwitterungsspuren dann mit Wasserfarben anbringen.

Es ist wichtig, nur matte Farben zu verwenden. Selbst Gebäudeteile, die in Wirklichkeit mit glänzenden Lacken gestrichen werden, wie zum Beispiel Fensterrahmen, wirken im Modell besser, wenn sie matt lackiert sind.

Holzbauten

Beim Bemalen von Holz ist es wichtig, die Verwendung im Auge zu behalten:

Fenster und Türen sind meistens sorgfältig geschliffen und gestrichen, so dass die Maserung nicht mehr sichtbar ist. Diese Bauteile können also aus Kunststoff gebaut und einfach lackiert werden.

Bretterwände von Scheunen oder Lagerschuppen sind häufig nicht so glatt gehobelt. Hier ist ein Anstrich mit stark verdünnter Acrylfarbe am besten, der die Feinheiten nicht zuschmiert. Imprägniertes Holz läßt sich gut mit dunkelbrauner Holzbeize darstellen. Die einzelnen Teile müssen aber vor dem Zusammenbau gebeizt werden, da die Beize Klebstoff nicht durchdringen kann.

Putzbauten

Wenn der Putz wie im Abschnitt Rohbau beschrieben mit Spachtelmasse dargestellt wird, müssen die Wände jetzt nur noch in einer beliebigen Farbe gestrichen werden. Sehr gut eignet sich die relativ dickflüssige Plakafarbe, die leicht tupfend mit einem Borstenpinsel aufgetragen werden kann. Durch das Tupfen ergibt sich eine sehr schöne Putzstruktur. Nach dem Trocknen der Farbe kann man stark verdünnte schwarzgraue Farbe in die Vertiefungen laufen lassen, was die Struktur der Wände noch weiter betont.

Ziegelbauten

Die Kunstoffziegelplatten haben meistens schon einen brauchbaren Grundton, nur glänzen sie zu stark und die Fugen sind rot und nicht grau oder weiß. Eine Mattierung der Oberfläche und eine Färbung der Fugen erreicht man, indem man stark verdünnte hellgraue Farbe auf der waagerecht liegenden Wand verlaufen läßt. Die Farbe sammelt sich in den Fugen und bleibt hauchdünn auf der Oberfläche zurück. Nach leichtem Antrocknen konnen die Wände noch mit einem Tuch abgewischt und so von zu viel aufgetragener Farbe befreit werden.

Fenster und Türen

Am einfachsten ist es, industriell hergestellte Fenster und Türen zu verwenden. Wer keine vielzitierte Bastelkiste besitzt, aus der er oder sie so etwas fischen könnte, kann auf Bauteilsortimente verschiedener Hersteller zurückgreifen.

Falls keine fertigen Fenster oder Türen zur Verfügung stehen, können diese Teile auch leicht selbst gebaut werden.

Fenster

Fenster entstehen aus zwei Lagen Polystyrol und einigen Polystyrolprofilen.

Die obere Lage ist 0,5 mm dick und auf jeder Seite 1/2 mm schmaler als der Fensterausschnitt in der Wand. Die untere Lage ist 0,3 mm dick und nochmals auf jeder Seite 1/2 mm schmaler als der Ausschnitt in der oberen Lage. In der unteren Lage bleibt das Fensterkreuz stehen. Auf dem Fensterkreuz werden mit feinen Polystyrolprofilen Schlagleisten und Streben nachgebildet. Die Verglasung erfolgt mit glasklarem Polystyrol, wie man es z.B. in Kragenversteifungen in Verpackungen von Herrenhemden findet.

Fenster kann man auch aus glasklarem PS und DC-Fix herstellen. Dazu wird das DC-Fix auf das PS aufgeklebt und mit einem Messer vorsichtig der Fensterumriss nachgefahren, ohne das PS zu durchschneiden. Wenn man jetzt das DC-Fix vorsichtig abhebt, hat man schon einen schönen Fensterrahmen. Die Sprossen werden entweder aus feinen DC-Fix-Streifen aufgeklebt oder gleich mit ausgeschnitten. Diese Fenster wirken nicht ganz so plastisch wie Fenster aus PS-Profilen sind aber leichter zu bauen.

Fabrikfenster mit feinen Streben zeichne ich am PC vor und lasse sie dann auf Kopierfolie drucken. Aus der Folie schneide ich die benötigten Fenster aus und klebe sie mit Kontaktkleber hinter die Fensteröffnungen. Diese Fenster wirken zwar etwas "flach", sind aber sehr fein.

Gardinen entstehen aus einer Lage eines Papiertaschentuches, das mit etwas Abstand hinter die Fenster geklebt wird.

Bild fehlt! Abb. 9: Fenster aus Polystyrolprofilen

Türen

Türen werden wie Fenster aus mehreren Lagen Polystyrol in unterschiedlicher Dicke gebaut. Der Aufbau erfolgt genau wie bei den Fenstern. Die Türklinke wird aus dünnem Messingdraht gebogen und in ein 0,5 mm großes Loch geklebt.

Inneneinrichtung

Häuser, in die man hineinsehen kann, also Fabrikgebäude mit großen Fenstern, Häuser am Anlagen- oder Modulrand und Läden mit großen Schaufenstern sollten eine zumindest angedeutete Inneneinrichtung bekommen.

Für Schaufensterpuppen kann man die Einfachfiguren von Kibri verwenden, Büromöbel sind schnell aus PS-Platten zurecht geschnitten.

Dach

Ziegeldächer

Ziegeldächer können am einfachsten aus handelsüblichen Polystyrolbauplatten gebaut werden. Die verschiedensten Ziegelformen sind erhältlich.

Die Platten werden zugeschnitten und am First passend gefeilt, so dass keine Spalten mehr sichtbar sind. Die Öffnungen für Schornsteine, Dachgauben und Antennen werden gebohrt bzw. ausgeschnitten. Anschließend werden die Dachplatten mit Gummibändern auf dem Haus befestigt und mit flüssigem Polystyrolkleber miteinander, aber noch nicht mit den Wänden verbunden. Bei größeren Dachflächen hat sich das Einkleben von Verstärkungsdreiecken bewärt. Nach dem Trocknen des Klebers wird das Dach nochmals abgenommen und mit Schornsteinen, Gauben und anderen Zubehörteilen versehen, die sich einfacher befestigen lassen, wenn man das Dach noch abnehmen kann. Wenn das Dach fertig ist, wird es wieder mit Gummibändern auf dem Haus befestigt und, wenn möglich von innen, mit flüssigem Polystyrolkleber befestigt. So vermeidet man es, das Haus von außen mit Kleber zu beschmieren. Wenn der Kleber getrocknet ist, wird der First flachgefeilt und mit Firstziegeln versehen.

Zum Abschluss wird dem Dach mit stark verdünnter matter hellgrauer Farbe der Plastikglanz genommen. Dazu legst Du das Modell so hin, dass die Dachfläche waagerecht liegt und läßt die Farbe vorsichtig über die Dachfläche laufen. Die Farbe sammelt sich in den Vertiefungen und bleibt hauchdünn auf der Oberfläche liegen.

Dächer aus Dachpappe

Für Dachpappdächer schneidet man sich Dachplatten aus 1 mm starkem Polystyrol zu und befestigt sie auf dem Gebäude. Aus dünnem Papier schneidet man für H0 11 mm (entspricht für H0 etwa 1 m im Original) breite Streifen, die mit Alleskleber auf dem Dach befestigt werden. Das Dach wird abschließend mit grauschwarzer Farbe bemalt. Es ist ebenso möglich, Dachpappe mit feinem Schleifpapier nachzubilden, mir ist aber die Struktur von Schleifpapier zu grob und das Schleifpapier zu dick und zu steif. Auch das oft empfohlene Krepppapier ist m. E. zu dick und zu stark strukturiert, um als Dachpappe durchgehen zu können.

Ausgestaltung

Schornsteine

Schornsteine sind meistens aus Ziegelsteinen gemauert. Im Modell entstehen sie aus entsprechend zugeschnittenen Stücken Ziegelmauerplatte, die um eine Holzleiste herum geklebt werden. Die Abdeckung aus Beton wird aus Kunstoffprofilen geschnitten und aufgeklebt. Wer möchte, kann die Walzblei-Einfassung des Schornsteins auf dem Dach noch mit feinen Papierstreifen nachbilden.

Regenrinnen und Fallrohre

Für Dachrinnen bedient man sich aus der Bastelkiste oder aus einer Bauteilesammlung. Man kann auch Messingrohre mit 2 mm Durchmesser nehmen und die Hälfte vom Rohr herunterfeilen, was sehr mühsam ist. Die Regenrinnen werden mit matten Farben lackiert und an das Gebäude geklebt.

Peter Popp baut Regenrinnen aus dicker Alufolie, die er über einem Rundholz biegt. Man kann aus schmalen Streifen der Folie noch die Rinnenhalter aufkleben: "Perfekt wird es, wenn man Alufolie über einen dünnen Draht (max.0,3 mm) faltet und das dann über Rundmaterial biegt - die Drahteinlage gibt den rundgebördelten Aussenrand der Dachrinne."

Die Fallrohre werden aus 1,5 mm starkem Messingdraht gebogen und vor der Montage lackiert.

Briefkästen

Außenbriefkästen kann man am einfachsten aus Holz- oder Kunststoffresten zurechtfeilen und an der Hauswand anbringen. Gut macht sich auch eine Zeitungsröhre an der Gartentür, zurechtgefeilt aus einem Stück Kunststoffspritzling.

Blumenkästen

Blumenkästen entstehen aus zurechtgefeilten und bemalten Leisten oder Kunststoffprofilen, die mit 0,5 mm Messingdraht an den Fenstebänken aufgehängt werden können. Die Blumen werden von bunten Schaumstoffflocken dargestellt, die auf die Kästen geklebt werden.

Alterung

Das Anbringen von Verschmutzungsspuren ist heikel, weil die Gefahr groß ist, das Gebäudemodell dabei zu verderben.

Wenn Du die Fugen und das Mauerwerk bereits mattiert und auch das Dach von seinem unnatürlichen Plastikglanz befreit hast, bleibt eigentlich wenig zu tun. Lokschuppen oder Gebäude in der Nähe des Bahnhofes oder einer Fabrik können noch mit verdünnter schwarzer Farbe eingerußt werden. Am besten geht das mit einer Spritzpistole. Spuren herabgelaufenen Wassers auf der Fassade kannst Du mit feinen Buntstiften in grau, weiß oder grün andeuten. Am besten ist es, Du schaust Dich einmal um, welcher Dreck auf Gebäuden im Original zu finden ist und versuchst zunächst dezent, später etwas auffälliger, diese Spuren nachzubilden.

Literatur

Die folgenden Literaturstellen stellen natürlich nur eine Auswahl dar. Es handelt sich um Artikel und Bücher, in denen zu jeder Bauzeichnung auch eine oder mehrere Anleitungen abgedruckt sind.

  • Bruns, Jan/Uhlig, Lars-Christian: Blockstelle Leinakanal. Die neue Lust am Basteln. In: MIBA. 9/93 und 11/93. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Fromm, Günter: Modellbahn-Betriebsbauwerke Düsseldorf 1983.
  • Hellmann, Mathias: Blickfang am Feldrand. Feldscheune als erstes Bauobjekt In: Miba 4/95 S. 70. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Koch, Sebastian: Kleines preußisches Empfangsgebäude. Individueller Bahnhof im Eigenbau In Miba 8/00 S. 30. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Kuhl, Lutz: Nicht nur eine Haltestelle. Ein Dienstgebäude für die Kleinbahn In: Miba 6/00 S. 78. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Kuhl, Lutz: Von der Schiene auf die Straße Güterschuppen, Laderampen und Ladestraßen In: Miba Spezial 36 S. 22. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Langer, Bertold: Bahnhof für Müllem. Nachhaltiges Provisorium In: EK 11/98 S. 110
  • Mäser, Andreas: Rotes Nordlicht. Ein Empfangsgebäude für die Kleinbahn In: Miba 4/97 S. 66. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Mauer, Thomas: Ein Güterschuppen nach eigenem Entwurf. Selbstgeplant und selbstgebaut In: Miba 2/95 S. 38. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  •  : Modellbahn-Atelier In: Miba Spezial 17. Miba-Verlag Nürnberg 1993.
  • Nawrocki, Leo: Nicht nur Elloks unter Dach und Fach. Rechteckschuppen in der Baugröße H0 In: Miba 6/00 S. 20. VGB Verlagsgruppe Bahn GmbH
  • Schubert, Dieter E.: Der Güterschuppen von Hecklingen In: "MJ" 3/99 S. 74.