Gebäudebau
Der Zusammenbau von Industriebausätzen ist eigentlich ganz einfach, mit etwas Erfahrung oder den richtigen Tips wird es noch leichter.
Inhaltsverzeichnis
Der Bausatz
Zuallererst möge man sich mit dem Inhalt der Packung vertraut
machen. Bei einem Einfamilienhaus aus vier Wänden und zwei
Dachteilen mag das etwas lächerlich erscheinen, bei einem
Bahnhofskomplex mit kompliziertem Dachaufbau, Fachwerk, Sockel und
Nebengebäuden kommen schon ein paar hundert Teile zusammen.
Das Studium der Bauanleitung kann schonmal eine Stunde oder mehr in
Anspruch nehmen, hier kann man sich auch gleich Gedanken über
die Farbgebung und Beleuchtung machen.
Wer (wie ich) seine Häuser stets nur von einer Seite sehen kann,
kann sich an dieser Stelle überlegen, was er mit der schönen
Rückseite anfängt. Meist kann man ohne grossen Aufwand
ein zweites Haus daraus basteln, das fällt dann unter die
Rubrik Kitbash.
Das Innenhaus und die Beleuchtung
Eine Schwierigkeit beim Beleuchten von Häusern ist es, sie von innen
lichtdicht zu bekommen, damit das Licht wirklich nur an den Fenstern
durchscheint und nicht irgendwo an den Eckfugen oder gar zwischen
Haus und Grundplatte. Einige Hersteller legen ihren Bausätzen dazu lichtdichte Papierschablonen bei, auf denen auch bereits die Fenstergardinen an den richtigen Stellen vorgedruckt sind. Wenn ein solches "Innenhaus" fehlt oder nicht verwendet werden soll, ist es einfach möglich, so etwas nach eigenen Vorstellungen zu basteln.
Ich konstruiere mir das Innenhaus mit Bleistift und Geodreieck.
Wenn die Hausform einfach genug ist (und ich rechtzeitig dran denke)
lege ich die Wände ganz zu Anfang auf ein Blatt Papier und zeichne
mir die Fensterumrandungen mit spitzem Bleistift ab, das mißt sich
auf flachem Papier einfacher, als wenn das Haus schon zusammengeklebt ist.
Wenn das Haus (später, viel später, erst muß es ja noch
bemalt werden!) soweit fertig ist, daß nur noch das Dach fehlt
(bzw. bevor ein Raum so verschlossen wird, daß man später nicht
mehr drankommt, es gibt ja auch Zwischendecken und solcherlei unerfreuliche
Dinge) messe ich den lichten Raum, der nach Einkleben von Fenstern,
Scheiben, evtl. Vorhängen noch geblieben ist und konstruiere
das Innenhaus. Vom lichten Maß ziehe ich noch 1-2mm ab, damit
es hinterher ohne zu klemmen eingesetzt werden kann.
Dabei muß man sich auch überlegen, welche Fenster logisch zu einem Raum gehören und welche ich erleuchtet haben will - in H0 kann man bestimmt auch mehrere verschieden schaltbare Birnen im Haus unterbringen, zB Treppenhaus oder das stille Örtchen an einen Zufallsgenerator bzw. einen Extraschalter anschließen. Häufig sind in Wohnhäusern abends allerdings nur wenige Räume beleuchtet. Auf das lichtdichte Innenhaus mit Fensterausschnitten kommt jetzt noch ein "Vorhängehaus" aus weißem Papier, auf dem ich die Vorhänge für die Zimmer mit Buntstift aufgemalt habe, wieder in logische Gruppen gefaßt.
In H0 hat es sich bewährt, als Vorhang eine einzelne Lage eines Papiertaschentuchs mit einem Streichholz als Abstandshalter hinter die Scheiben zu kleben.
Wenn vom Vorbild keine Vorhänge zu dem Raum passen, aber die Fenster Einblick gewähren, bleibt manchmal nichts anderes übrig, als tatsächlich eine Inneneinrichtung anzudeuten.
Worauf man beim Stellen noch achten muß, ist die Fuge zwischen Haus und Boden. Wenn da Licht durchscheint, nützt all die Mühe mit Vorhängen etc. nichts. Wie Teppichbahner das lösen weiß ich nicht, ich kleb die Häuser mit verdünntem Gipsbrei auf, da kann ich noch Pflastersteine reinritzen oder Gras draufkleben, je nach Standort.
Die Beleuchtung erfolgt dabei durch einen Lampenstiel, der von unten durch die Grundplatte gesteckt wird und zum Lampenwechsel rausgenommen werden kann. Alternativ kann man (warm-) weiße LED verwenden, die Hitzeentwicklung einer LED ist deutlich geringer als die einer Glühbirne und erlaubt mehr Lampen in einem Haus, auch kleine Lichtkästen sind damit problemlos möglich. Weiße LEDs imitieren durch ihren leichten Blaustich auch Neonbeleuchtung z.B. in einsehbaren Ladengeschäften sehr gut.
Farbgebung
Grundsätzlich ist beim Anmalen der Teile zu bedenken, daß die späteren Klebeflächen nicht mit einer dicken Farbschicht zugekleistert werden dürfen, da diese sonst vor dem Kleben erst mühsam freigekratzt werden müßten.
Es ist eine lohnenswerte Überlegung, alle Dächer neu zu lackieren, da sie -
im Gegensatz zu unseren üblichen Sehgewohnheiten als Fußgänger -
die prominentesten Flächen der Gebäude sind.
Den Plastikglanz des Polystyrol-Daches nur mit einer dezenten Alterung
zu nehmen ist schwierig bis unmöglich, eine Neulackierung meist
nicht nur der bessere, sondern auch der einfachere Weg.
Hierbei wird die Fläche nicht mit einer einheitlichen Farbe
totgemalt, sondern der "richtige" Farbton wird naß
in naß auf der Palette gemischt, so daß die (Dach-)
Fläche von vornherein aufgelockert wird.
Die meisten Teile werden nicht aufwendig umlackiert. Wer mit den
farbigen Spitzlingen des Herstellers keine ästhetischen Probleme
hat, kann sich bei Wänden, Fensterrahmen und Türen darauf
beschränken, diese noch am Spritzling mit einer
dünnflüssigen Brühe von stark verdünnter,
entspannter wasserlöslicher Mattfarbe (z.B. Plaka) zu überziehen.
Dies hat den Nachteil, daß man schlecht auf Klebeflächen Rücksicht nehmen kann,
auch sind bei manchen Bauteilen wie zB Fensterläden die Ansätze des Spritzlings
auf einer später sichtbaren Kante, so daß diese nach dem Heraustrennen in jedem Fall
nachgearbeitet werden muß.
Der Vorteil dieser Methode ist, daß man die grundsätzliche Alterung schnell aufbringen kann, und keine Gefahr besteht, die Einzelteile zu verlieren oder zu verwechseln.
Damit es keine Farbseen gibt, die beim Auftrocknen unnatürlich aussehende Flecken hinterlassen, legt man die Spritzlinge zum Trocknen zweckmäßigerweise auf Küchenkrepp oder Zeitungspapier ab.
Später, wenn alles zusammengebaut ist, müssen insbesondere die Ecken des Gebäudes nachgearbeitet werden, da selten die zusammenstoßenden Wände schon vorher gleichmäßig gealtert wurden.
Ziegelsteinmauern
Zur realistischen Farbgebung von Backsteinen gibt es viele verschiedene
Möglichkeiten. Am einfachsten ist es, zuerst nur die Fugen mit einer
sehr dünnen Farbe einzufärben, hier bietet sich ein dunkles Grau
an. Diese Farbe muß gut entspannt sein, d.h. die
Oberflächenspannung des Wassers muß mit Spüli oder anderen
Entspannungsmitteln soweit zerstört sein, daß die Farbe
keine Tropfen auf dem Spritzling macht, sondern gleich in die Fugen
läuft. Durch die Kappillarwirkung zieht sich die dünnflüssige
Farbe von ganz alleine in die Fugen. Zum Trocknen werden diese Wände
nicht hingelegt, sondern senkrecht aufgstellt, wieder muß man dabei
drauf achten, daß sich keine Pfützen bilden.
Als nächstes werden einige Steine mit einer dunklen Farbe betont,
Karminrot mit Schwarz gemischt hebt einige Steine hervor, wenn diese
getrocknet sind, können Simse und einige wenige Steine eine
Winzigkeit mit Zinnoberrot übergraniert werden. Dies gilt ebenso
für Ziegeldächer.
Bei größeren Steinen wie z.B. Bruchsteinmauerwerk kann man auch jeden
einzelnen Stein bemalen, wenn wie beim Dach die Farbe immer naß in naß
auf der Palette gemischt wird, wirkt dies sehr lebendig, aber auch hier
gilt: Weniger ist häufig mehr.
Werkzeug
(siehe dazu auch das Werkzeuglexikon)
watenfreier Seitenschneider, Cutter, Nagelfeile, Schmirgelpapier,
Lineal, Geodreieck, Gummibänder, Wäscheklammern bzw. Minischraubzwingen.
Plastikklebstoff (siehe Klexikon)
Praktisch sind Kunststoff-Schneideunterlagen und Backpapier, damit nichts mit der Unterlage verklebt.
Zusammenbau
Bis jetzt sind alle Teile, bis auf die großen Wände, die man ohne
weiteres wiedererkennen kann, im Spritzling verblieben.
Um die Einzelteile vom Spritzling abzulösen empfiehlt sich ein
watenfreier Seitenschneider, da dies am wenigsten Nacharbeit erfordert.
Herausbrechen, -drehen, -gniedeln führt im günstigsten Falle
zu Ansätzen, die erst mit Messer und Feile entfernt werden müssen,
im ungünstigsten Fall zur Zerstörung des Bauteils.
Ist das Bauteil aus dem Spritzling herausgenommen, wird es zuerst auf
störende Grate untersucht, diese werden durch vorsichtiges Schaben
mit einem Messer entfernt.
Zum Kleben benutzt man so wenig Klebstoff wie irgend möglich,
so eine Haus hat ja in den seltensten Fällen etwas auszuhalten,
sondern steht jahrelang an ein- und derselben Stelle. Wenn einmal zuviel
Klabstoff aufgetragen wurde, so daß er auf der Vorderseite
heraustritt, muß er sofort abgewischt werden. Ein Zuviel an Klebstoff
verursacht später Ausblühungen, bestenfalls nur Farbabweichungen,
schlimmstenfalls Verformungen. Alle Klebstoffe für Polystyrol funktionieren,
indem sie das Material leicht anlösen.
Meist werden zuerst die Fenster und Türen sowie die Fensterscheiben
in die Wände geklebt.
Der Zusammenbau des eigentlichen Hauses erfolgt sinnvollerweise auf einer
absolut planen Oberfläche, eine dicke Glasplatte ist hier eine gute
Wahl.
Wenn die Mauer unverputzt ist und Einzelsteine darstellt, sollte man
den Fugenverlauf an den Ecken kontrollieren und gegebenenfalls mit einer
spitzen Feile oder einem Messer nacharbeiten.
Die Grundplatte, die die meisten Hersteller ihren Häusern beilegen, kann man verwenden, um den Bau rechtwinklig und lotrecht auszuführen. Wer zum Anheften der Wände an die Grundplatte einen lösbaren Montagekleber verwendet, kann die Grundplatte anschließend ihrer richtigen Verwendung zuführen: Der Verschönerung der Mülltonne von innen. Mitgelieferte Gehwege sind meist zu schmal, Pflastersteine passen selten mit denen des Nachbarhauses zusammen und zwingen uns eine ebene Spielzeugwelt vor, wie es sie nichtmal in den allerflachsten Gegenden unserer Republik gibt. Der Fußweg entsteht später aus einem Guß.
Aufstellen
Ein Haus ohne Grundplatte läßt sich ohne viel
Aufwand an einer ebenen oder leicht ansteigenden Straße plazieren.
Wenn der spätere Standort schon feststeht, kann man nach
dem Zusammensetzen der Wände die Beleuchtung an Ort und Stelle
vornehmen, solange man noch von oben durch das Haus hindurch rankommt.
Ansonsten wird jetzt das lichtdichte Innenhaus tatsächlich
konstruiert und eingefügt, bevor die Dachplatten das Haus für
lange Zeit verschließen.
Zweckmäßig ist es, Häuser nicht fest zu verkleben, sondern abnehmbar anzubringen. Varianten dazu sind eingeklebte Gewindestangen, die durch eine Bohrung im Untergrund reichen und von unten verschraubt werden, ablösbare Kleber oder auch eine Bodenplatte mit eingepassten Bananensteckern, mit denen das Haus sowohl mechanisch als auch elektrisch in entsprechende Buchsen im Landschaftsunterbau eingesteckt wird.