Decoder

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
Version vom 6. Oktober 2006, 07:49 Uhr von Guido Scholz (Diskussion | Beiträge) (kleinere Ergänzungen)

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Digitalsysteme übertragen neben der elektrischen Antriebsenergie für Fahrzeuge und Magnetartikel noch digital kodierte Informationen über die Spannungsversorgung, die von einem Elektronikbaustein, dem Decoder, entschlüsselt und in Steuervorgänge umgesetzt werden. Man unterscheidet zwei verschiedene Varianten, den Lokdecoder und den Schaltdecoder.

Lokdecoder setzen die für sie über eine digitale Adresse gekennzeichneten Informationen für Fahrtrichtungs- und Geschwindigkeitsänderungen um und ermöglichen so einen Mehrzugbetrieb. In jedem Triebfahrzeug verarbeitet ein Lokdecoder die ihn betreffenden Informationen und steuert den Lokmotor sowie weitere Funktionsausgänge entsprechend an. Der Decoder ist quasi der mitfahrende "Lokführer".

Schaltdecoder schalten einzelne Ausgänge über binäre Signale ein oder aus. Sie dienen im allgemeinen zum Ansteuern von Magnetartikeln, wie Weichen, Signalen etc.


Funktionsweise

Mit einem Digitalsystem können mehrere Züge unabhängig voneinander auf demselben Gleis betrieben werden. Dazu werden die Fahrbefehle für die verschiedenen Züge und die Schaltbefehle in einer digitalen Form von der Digitalzentrale erzeugt. Der Booster prägt diese Informationen auf den Fahrstrom auf.

Jede Lok muß im Digitalbetrieb mit einem Lokdecoder ausgerüstet sein. Diese Elektronik dekodiert die im Fahrstrom enthaltenen Informationen, die aus einer Adresse und einem Befehl bestehen. Wenn die empfangene Adresse mit der eigenen Decoderadresse übereinstimmt, wertet der Decoder den Befehl aus:

  • Fahrstufe und Fahrtrichtung
  • Funktionsausgang schalten

Die Motoransteuerung geschieht im allgemeinen über Pulsweitenmodulation, da dies die im Decoder entstehende Verlustleistung minimiert.

In ähnlicher Weise reagieren Schaltdecoder auf entsprechende Schaltbefehle, um Weichen, Signale oder anderes Funktionszubehör anzusteuern.

Lokdecoder

Auswahlkriterien

Bei der Auswahl eines Lokdecoders spielen neben dem verwendeten Digitalsystem vor allem die gewünschten Zusatzfunktionen eine Rolle:

  • Digitalsystem
Der Decoder muß das auf der Anlage verwendete Digitalprotokoll verstehen und zu der eingesetzten Digitalzentrale passen.
  • Baugröße
Der Decoder muß klein genug sein, damit er in das vorgesehene Lokomotivmodell hineinpaßt.
  • Belastbarkeit
Der Decoder muß den vom Motor und von den Sonderfunktionen benötigten Strombedarf schalten können. Bei Überlastung besteht die Gefahr, den Decoder und möglicherweise auch das Lokmodell (wegen zu großer Wärmeentwicklung) zu beschädigen.
  • Normschnittstelle
Zum einfacheren Nachrüsten und Austauschen sind viele Lokomotiven und Lokdecoder mit einer einheitlichen NEM-Schnittstelle (einem Vielfachsteckverbinder) ausgestattet.
  • Fahrstufenanzahl
Je mehr Fahrstufen ein Lokdecoder unterstützt, desto feinfühliger läßt sich das Fahrzeug steuern.
  • Funktionsausgänge
In vielen Digitalsystemen sind neben dem Lokmotor verschiedene Zusatzfunktionen (z. B. Licht, Rauch, Sound, ferngesteuerte Kupplungen) schaltbar. Z. T. sind diese Ausgänge auch dimmbar.
  • SUSI-Schnittstelle
Über die SUSI-Schnittstelle gibt ein Lokdecoder Informationen über den Betriebszustand (Geschwindigkeit, Fahrtrichtung, Anfahren, Abbremsen etc.) über ein serielles Format an andere Elektronikbausteine weiter. Dadurch können z. B. dort angeschlossene Soundbausteine die korrekten Klänge erzeugen.
Moderne Lokdecoder sind häufig mit einer Lastregelung ausgestattet, die die Zuggeschwindigkeit unabhängig von Steigung oder Gefälle konstant hält.
  • Spezielle Features
In einigen Lokdecodern sind spezielle Features wie eine Anfahr- und Bremssteuerung (z. B. Lenz ABC) enthalten, die ein vorbildgerechtes Fahrverhalten in einer Blocksteuerung ermöglichen.
  • »Normaler« Motor oder Glockenankermotor
Aufgrund der besonderen Eigenschaften von Glockenankermotoren muß die Pulsweitenmodulation angepaßt werden.

Einstellparameter

In Lokdecodern sind zahlreiche Parameter einstellbar, wie z.B.:

  • Mindest- und Höchstgeschwindigkeit
  • Anfahr- und Bremsbeschleunigung
  • Geschwindigkeitskennlinie
  • P- und I-Faktoren für Lastregelung (Einstellhinweise)

Diese Parameter sind über die Digitalzentrale oder spezielle Computersoftware programmierbar. Einzelheiten sind den Handbüchern zu den Decodern und Digitalzentralen zu entnehmen.

Im DCC-System werden diese Parameter Konfigurationsvariablen (Configuration Variables, CVs) genannt.

Schaltdecoder

Schaltdecoder arbeiten prinzipiell ähnlich wie ein Lokdecoder ohne Motorausgang. Je nach Einsatzzweck unterscheidet man

  • Schaltdecoder mit geschalteten Kurzzeitausgängen
  • Schaltdecoder dauerhaft geschalteten (Relais-)Ausgängen
  • Lichtsignaldecoder, die für eine vorbildgetreue Ansteuerung der Signalbilder (z. B. mit langsamen Bildwechsel) sorgen
  • Weichendecoder zur Ansteuerung von motorisch angetriebenen Weichen
  • Servodecoder, die die Ansteuerung von Modellbauservos z. B. als Weichenantrieb ermöglichen
  • Sonderdecoder für z. B. Kranmodelle, Drehscheiben etc.

Die Baugröße von Schaltdecoder ist häufig nicht so kritisch wie bei Lokdecodern, da sie häufig unterhalb der Anlage montiert werden. Aus diesem Grund gibt es auch einige Bausätze und Selbstbaudecoder. Eine Ausnahme bilden spezielle Weichendecoder, die bei Gleisen mit integrierter Bettung innerhalb des Bettungskörpers installiert werden.