Vergleich Kadee-Kupplung und Roco-Kupplung

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
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von Günter Jaritz

Kadee vs. Roco-Universal - Vorteile und Nachteile

Die beiden Kupplungssysteme stellen einen unterschiedlichen Zugang zur Realisierung dar; während die Kadee-Kupplung aus dem US-amerikanischen Raum stammt, ist die Roco-Universalkupplung die konsequente Weiterentwicklung der im europäischen Raum üblichen Modellbahnkupplung, der Bügelkupplung. Die Kadee-Kupplung hingegen ist ein Nachbildung der amerikanischen Mittelpufferkupplung, die keinerlei Ähnlichkeiten mit der in Europa üblichen Schraubkupplung besitzt. Die Schraubkupplung kann nur Zugkräfte bewältigen, die Druckkräfte werden durch die Puffer übertragen.

Kadee

Die Vorteile der Kadee-Kupplung sind die leichtere Kuppel- und Entkuppelbarkeit auch im Gleisbogen. Außerdem bietet sie die Möglichkeit einer berührungslosen Entkupplung mittels Elektro- oder Permanentmagnet, indem zwei metallische Bügel an der Unterseite der Kupplung durch die Magnetkräfte auseinandergedrückt werden und dadurch die Kupplung gelöst wird. Zusätzlich gibt es Varianten mit unterschiedlicher Schaftlänge, was eine Feinanpassung des gewünschten Pufferabstands ermöglicht.

Nachteile der Kadee-Kupplung sind, dass eine vorhandene Kurzkupplungskinematik am Waggonboden festgelegt werden muss (ankleben, durchbohren und mit Splint fixieren, ...), da sonst bei Schubkräften im Gleisbogen die Schächte nach aussen gedrückt werden und eine Trennung der Kupplung stattfindet. Nicht unerwähnt soll auch der relativ hohe Preis bleiben, Bezugsquelle in Deutschland ist beispielweise Weinert.

Roco-Universal

Die Vorteile der Roco-Universalkupplung liegen in der relativ weichen Kuppel- und Entkuppelbarkeit; ebenso ist sie relativ unempfindlich gegenüber Zugtrennungen, da die übereinandergreifenden Bügel einen guten Halt sichern. Ausserdem ist die Kupplung flächendeckend zu einem erschwinglichen Preis zu erhalten. Ein zweifelhafter Vorteil ist die Kombinationsmöglichkeit mit normalen Bügelkupplungen. Die Kombination von Bügelkupplung und Universalkupplung ist aber nicht so störungsarm wie die Kombination Universal-Universal; ein unbeschwertes Rangieren wird durch hakeliges Kuppeln-/Entkuppeln gewährleistet.

Nachteilig ist das klobige Aussehen und der Pufferabstand, der nicht so kurz ist wie bei einer "echten" Kurzkupplung.

Erfahrungsberichte mit Kadee-Kupplungen

Von Klaus Holtermann, 18. 04. 01

Seit einigen Jahren setze ich die Kadee-Kupplung ein und möchte an dieser Stelle meine Erfahrungen einbringen:

Das Hauptthema meiner H0-Anlage ist ein Rangierbahnhof in Ep. III. Güterwagen werden hin und her rangiert und zu diversen Gleisanschlüssen befördert. Gerade wegen des häufigen An- und Abkuppelns habe ich mich daher nach zahlreichen Tests vor ca. 5 Jahren für die Kadee-Kupplung entschieden.

Ich habe alle Güterwagen (Roco, M+D, GFN) und die Lokomotiven mit der neuen Kupplung ausgestattet. Reisezüge fahren bei mir nur in festen Garnituren auf der Paradestrecke und wurden nur an den beiden Enden mit Kadee bestückt.

Bei den meisten Fahrzeugen kommt die Kupplungstype Nr. 17 oder 18 für den NEM-Normschacht zum Einsatz. Hier ist es sehr wichtig, die Kurzkupplungskinematik "abzuschalten", da die Kadee-Kupplung ja keine starre Verbindung darstellt und deshalb ausschwenken kann. Im Gleisbogen oder beim Schiebebetrieb gibt's dann Schwierigkeiten und Puffersalat. Ich habe daher die KKK von unten mit 0,8mm durchbohrt und einen Splint eingesetzt. Zur Not kann man so eine Änderung auch wieder rückgängig machen. Bei einigen älteren Modellen wurde die ganz normale Version (Nr. 21, 27 u.a.) untergeschraubt. In allen Fällen setze ich die kürzestmögliche Kupplung ein, da bei meinem Mindestradius 700mm kein großer Pufferabstand nötig ist. Problematisch sind einige, insbesondere ältere Lokomotiven. Da ist schonmal etwas Bastelarbeit nötig um die Gehäuse der Kadee-Kupplung unterzubringen. Gerade in diesem Zusammenhang ist es vorteilhaft, sich ein Grundsortiment mit den ca. 20 verschiedenen Kupplungstypen anzuschaffen. So hat man dann im Bedarfsfall die nötige Auswahl.

Zum Fahrbetrieb:

Die Kadee erzieht mich zum vorbildgerechten Fahren. Wenn Anfahr- oder Bremsbeschleunigung zu groß sind, gibt's unweigerlich ein Eisenbahnunglück und anschließend sind Hilfszug und 90t-Kran gefragt. Wer also auch bei der Modellbahn von 0 auf 100 (bzw. 100 auf 0) in 2 Sekunden schaffen will, sollte die Finger von Kadee lassen! Wenn diese Grundregel jedoch beachtet wird ist sicherer Betrieb möglich. Bei mir werden Güterzüge mit 30 Wagen ohne Probleme auch auf einer 1,5% Steigung (mehr gibt's bei mir nicht) geschoben. Auch über den Ablaufberg mit seinem kurzen 4% Bereich geht's ohne Crash. Kadee ist _keine_ Kurzkupplung! Daher beträgt der Pufferabstand so um die 2mm, je nach Kupplungstyp und Gleisradius. Besonders bei langen Reisezugwagen ist diese Kupplung daher eher suboptimal. Aber Kadee kuppelt auch im Gleisbogen und das wiederum bietet keine Kurzkupplung. Daher für Güterzüge und vorbildgerechte Rangiervorgänge genau richtig.

Einkuppeln: Durch die äußerst geringen Federkräfte der Kupplung ist es möglich, einen einzelnen Güterwagen am Lagerschuppen abzuholen, ohne dass sich dieser beim Auffahren der Lok nennenswert bewegt (etwas Übung vorausgesetzt). Manchmal hat man den Eindruck die danebenstehenden Rangierer-Preiserleins hätten doch ein wenig mitgeholfen. Insbesondere ist es möglich (s.o.), einen Wagen auch aus einem gebogenen Gleis abzuholen.

Entkuppeln/Vorentkuppeln: Die Kadee wird durch Magnete entkuppelt. In durchgehenden Gleisen verwende ich die Permanent-Magnet-Entkuppler grundsätzlich nicht, da es auch bei normaler Überfahrt zu ungewollten Entkupplungen kommen kann. Im Bereich der Gleisanschlüsse ist jedoch nichts gegen diese Entkuppler einzuwenden. Ich habe mir nach dem Vorbild der Original-Kadee elektromagnetische Entkuppler selbstgebaut. Diese funktionieren sicher und sind im abgeschalteten Zustand natürlich unkritisch. Entkuppeln und Vorentkuppeln sind nur im entlasteten Zustand möglich; wenn die Kupplung mit Zug- oder Druckkräften belastet wird, öffnet sie sich nicht. Daher war etwas Testbetrieb nötig, bis ich die richtige Position am Ablaufberg gefunden hatte. Manchmal ist es erforderlich, die Lok über dem Entkuppler 1-2mm zurück zu setzen, damit die Kupplung entlastet wird. Gerade dieser Punkt störte mich anfangs, aber mit etwas Übung hat man den richtigen Dreh (am Fahrregler) bald raus.

Wenn man über dem Entkuppler die beiden Kupplungen wieder zusammendrückt kuppeln sie nicht, sondern bleiben vorentkuppelt. Nun kann man den/die Wagen auf das gewünschte Abstellgleis schieben und dort einfach stehen lassen. Aber Vorsicht: bei unsauberer Gleisverlegung, insbesondere in Weichenstraßen und mit schlecht laufenden Rangierloks kann es passieren, dass der geschobene Wagen einige Millimeter "vorprescht" und dann wieder normal angekuppelt wird. Dann heisst's zurück zum Entkuppler. Aus diesem Grund gibt's bei mir einige Wagen und Loks, mit denen ich nach Möglichkeit nicht rangiere; jedenfalls nicht, wenn jemand zuschaut ;-) Das "Sahnehäubchen" ist folgende Konstellation: Gut laufender Güterwagen mit Bleiballast und eine Rangierlok (GFN-BR 55 oder Roco-V60) mit extremer Schwungmasse aus der Werkstatt von Bodo Fonfara (Euromodell F.P.) sowie der Faulhaber-Fahrregler von Teichmann. Wegen der Fahrdynamik der Lok (80-120 cm Auslauf) muss man zwar erst den Lok-Führerschein neu machen, aber dann rangiert es sich wie beim Vorbild. Es macht regelrecht Spaß zuzusehen, wie man einen Güterwagen immer wieder ankuppelt, abkuppelt, vorentkuppelt und an diesem oder jenem Gleisanschluss absetzt.

Fazit:

Die Kadee-Kupplung ist eine wunderbare Sache für Modellbahner und nach einigen Übungsstunden souverän zu bedienen. (Vor)-Entkuppeln ist problemlos möglich und bei durchdachter Anordnung der Entkuppler ist damit sehr vorbildgerechter Rangierbetrieb zu machen. Wer überwiegend Reisezüge fährt und wenig rangiert oder etwas beengte Gleisradien einsetzt sollte Kadee vergessen. Für alle anderen ist es ein Erlebnis!

Von "martinetz", 26. 04. 01

Ich benutze Kadee Kupplungen seit ca. 5 Jahre. Sie kommen auf meiner Anlage ausschließlich im Güterzug und Güterzugrangierdienst zum Einsatz, Personenzüge fahre ich nur in festgekuppelten Einheiten mit der Fleischmann KK. Die Güterwagen habe ich zum Teil in 2er und 3er Einheiten festgekuppelt, was ich o.k. finde. Zum Einsatz kommen die #18 bei Fahrzeugen mit NEM Schacht und die 21 bei den anderen Fahrzeugen und das funktioniert auch bei meinen kleinsten Radien, 450 mm im verdeckten Bereich.