Eisenbahnkurier - Vorbild und Modell

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
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  • Titel: Eisenbahnkurier - Vorbild und Modell
  • Erscheinungsweise: monatlich
  • Verlag: EK-Verlag, Freiburg
  • Einzelverkaufpreis: 7,80€
  • Abonnement: 84,00€ / 121,20 (incl. 4x EK-Spezial)


Rezension von Peter Popp

Es ist vielleicht ungerecht, eine Zeitschrift nach einem einzigen Exemplar zu beurteilen - aber jede gekaufte Ausgabe kann darüber entscheiden, ob man zum Wiederholungstäter wird...

Die Aussicht auf eine lange Bahnfahrt ließ mich zum Eisenbahnkurier 4/99 als passende Lektüre greifen - eigentlich auch eine Verlegenheitslösung (EK, verzeiht mir) nachdem das Angebot an Eisenbahnzeitschriften im Münchner Hauptbahnhof mittlerweile sehr dürftig geworden ist (nicht zu vergleichen z.B. mit Nürnberg oder auch vielen kleineren Bahnhöfen). Format und Aufmachung ähneln sehr der MIBA, krassester Unterschied im Layout ist die dunkelblaue Titelseite, deshalb auch hier für Foto- und Druckqualität die Note "gut".

Auch wenn der Untertitel "Vorbild und Modell" einen anderen Eindruck erweckt, sind mindestens 70% des redaktionellen Inhaltes Vorbildberichte. Aktuelles und Historisches wird - mit zahlreichen Fotos illustriert - geboten. Wäre ich mehr am Echtbetrieb interessiert, würde ich die Note noch gut im Bereich Vorbildinformation vergeben; eine bessere Beurteilung wäre möglich, würde man sich auf weniger Themen konzentrieren und diese ausführlicher behandeln. Immerhin scheint der Fundus an Bildmaterial beim Eisenbahnkurier unerschöpflich zu sein...

Der Modellbereich kommt mir persönlich zu kurz, auch finde ich dort die Bauanleitungen etwas oberflächlich, wenn man meint jetzt kommt der Kern der Sache ist es schon aus.... für mich Note gerade noch befriedigend. Enttäuschend war hier z.B. auch der Artikel über die Mozartstrasse von Faller/Pola, die fast gleichzeitig in der MIBA wesentlich umfassender beschrieben wurde.

Auch hier wieder ausführliche Loktests, in 4/99 z.B. die 58 von Minitrix (N) sowie die 218 von Tillig (TT). Wie ich in meinem Kommentar zur MIBA schon gesagt habe: Negatives wird offensichtlich ungern geschrieben - sonst gäbe es nicht solche Diskrepanzen zwischen den auf ihre Modelle schimpfenden Modellbahnern in der Newsgroup, andererseitz durchwegs Lob in Tests..

Als sehr gut bewerten möchte ich den Aprilscherz mit dem Digiflex-Gleis (Märklin C-Gleis mit speziellem Digitaldecoder, das gebogen und gestreckt werden kann...). Schade, dass nicht jeden Monat April ist...

Kleinanzeigen (reichlich) und Veranstaltungshinweise sind ebenfalls vorhanden sowie reichlichst Inserate. Auch zur Eigenwerbung des umfangreichen EK-Angebots wird der Eisenbahnkurier genutzt. Während ich den Umfang der Anzeigenwerbung in der MIBA auch als Informationsquelle für akzeptabel halte, ist er mir im Eisenbahnkurier zu gross - der Heftpreis müsste meines Erachtens deutlich niedriger liegen und führt zu einer Bewertung des Preis/Leistungsverhältnisses von ausreichend!

Was mir besonders negativ aufgefallen ist, sind die zahlreichen Druckfehler, die bis zur Sinnentstellung führen. Offensichtlich wird hier mit wenig Sorgfalt gearbeitet, was dazu führt daß auch an Inhalten Zweifel entstehen und die Frage aufgeworfen wird, ob beim Eisenbahnkurier der Schwerpunkt mehr auf Masse statt auf Qualität liegt. Wenn sich jemand dazu äussern kann, kann dies gerne in diese Rezension mit aufgenommen werden. Allerdings wollte ich vermeiden, erst eine Umfrage in der Newsgroup zu machen...

Soll man nun den Eisenbahnkurier kaufen oder nicht? Das, lieber Leser, kannst Du nur selbst entscheiden. Wenn Du die Gelegenheit bekommst, schaue in das aktuelle Heft und vor allem bei Abos gilt: drum prüfe, wer sich ewig bindet.... Wer regelmässig über aktuellen (echt) Betrieb informiert sein will und sich auch ein wenig für Modelle interessiert, gehört ganz offensichtlich zur Zielgruppe dieser Zeitung die damit durchaus ihre Berechtigung und Leserkreis hat. Darüberhinaus sei auf das EK-Spezial und das sonstige reichliche Angebot (Bücher, Kalender, Videos) des EK-Verlages hingewiesen, in dem wohl fast für jeden (Modell)Eisenbahnfan etwas zu finden ist. Übrigens führen viele gut sortierte Modellbahnfachgeschäfte zumindest einen Teil der EK-Produkte - reinschauen lohnt sich auf jeden Fall!

Rezension von Thomas Woditsch

Mein Erfahrungsbericht ist sehr subjektiv, ich bitte, dies beim Lesen zu berücksichtigen! Im Vorbildbereich ist der Eisenbahnkurier (im weiteren EK) in meinen Augen das beste "Massenmedium", wenn man bei unserem Hobby überhaupt von Massen reden will. Keine andere mir bekannte Zeitschrift in vergleichbarer Auflage bietet die Fülle und Breite in der Vorbild-Berichterstattung wie der EK, der als Rundschreiben von Wuppertaler Eisenbahnfreunden begonnen hat. Das Fotoarchiv scheint nicht nur unerschöpflich, sondern auch mit guten Quellen gesegnet zu sein. Die Themenbreite reicht von aktueller Verkehrspolitik bis zu historischen Recherchen aufgrund eines einzigen, bislang noch nicht zugeordneten Fotos. Immer wieder kommen ausgewiesene Fachleute oder "Legenden", wie z.B. der Lokführer Gerhard Moll zu Wort.

Doch der EK hat sich seit einigen Jahren auch den Modellbereich auf die Fahnen geschrieben. Im Jahre 1991, als ich den Entschluß zu einem Abonnement faßte, garantierten "Persönlichkeiten" wie Klaus Spörle, Markus Tiedtke, Stefan Carstens und Alfred Fordon für Qualität, auch und gerade wegen ihrer Eigenheiten und Vorlieben. Man hatte fast nie den Eindruck, das ein Artikel nur zum "Füllen" der Seiten diente, ebenso waren Fotoqualität, Umfang und Anspruch des Themas in meinen Augen hervorragend.

Leider muß ich jedoch seit einigen Jahren feststellen, daß mit dem Rückzug der oben erwähnten Mitarbeiter aus dem täglichen Redaktionsgeschäft die Schwerpunkte des Modellbahnteils in einer anderen "Liga" zu suchen sind: Seit einiger Zeit dominieren Anfängerartikel und Spielanlagen den EK. Ich glaube, ich liege nicht völlig daneben, wenn ich dies mit der Übernahme der Modellbahnredaktion durch Ralf Zinngrebe, dem ehemaligen Macher von "ModellbahnStart" aus dem MIBA-Verlag und "ModellbahnHobby", in Verbindung bringe.

Besonders stossen mir in letzter Zeit Artikel auf, die aus Neuaufgüssen alter, aus anderen Heften bekannter, Artikelserien bestehen. Bertold Langer, den ich aus alten MIBA-Spezial-Elektronik-Zeiten sehr schätze, verwertet hier in meinen Augen die B-Sortierung seiner Artikel. Der Einsteiger wird mit verworrenen Gedankengängen und Ideen konfrontiert, wobei der fachliche Anspruch unvermittelt zwischen Einsteiger und Profi schwankt. Die korrekte fachliche Information und sinnvolle Starthilfe für eigene Basteleien bleibt, nicht zuletzt aufgrund fehlender Erläuterung der benutzten Bauteile, auf der Strecke.

Auch ist bei der momentan laufenden Serie über eine Redaktionsanlage kein roter Faden, kein Konzept zu erkennen. In mehreren Folgen wird die Anfertigung individueller Gebäudeteile mittels einer CNC-Fräse beschrieben, ein Gerät also, was nicht jeder Modellbahner "mal eben" im Keller stehen haben dürfte, was die "Nachbauquote" recht gering erscheinen läßt.

Die Testberichte über neu erschienene Modelle sind im Vergleich zu "früher" (siehe oben) sehr "zahm" geworden, eine klare und deutliche Sprache bei Mißständen ist selten geworden. Die (seltenen) Anlagenberichte sind leider ebenso selten mit brauchbaren Gleisplänen versehen, glänzen aber mit meist sehr schönen Bildern.

Mein Fazit: Im Vorbildbereich ist der EK uneingeschränkt zu empfehlen, Modellbahner mit "gehobenen" Ansprüchen jedoch sollten sich über mehrere Hefte hinweg ein Urteil darüber bilden, ob der EK alle Anforderungen erfüllt. In meinen Augen ist diese Schwelle spätestens mit der jüngsten Preiserhöhung auf DM 14,80 zum September 1999 unterschritten.

Aber, wie immer bei Abos: über mehrere Hefte hinweg kritisch lesen, auch im Vergleich mit anderen Heften. Ich persönlich spiele erst dann mit den Gedanken an ein Abo, wenn ich über mehrere Monate hinweg jedes Heft am Kiosk gekauft habe.