Gleisbau einschließlich Montage und Einschottern

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Bettungsgleise, Gleisbettungen, Einschottern

Von Edbert van Eimeren (Diskussion willkommen)

Die Roco Line Gleise mit Bettung führen immer wieder zu Diskussionen über ihren Sinn oder Unsinn. Ich will hier versuchen die Vor- und Nachteile dieses Systems aufzuzeigen und damit etwas mehr Klarheit über die Einsatzmöglichkeiten zu schaffen.

Weiter will ich auf die Alternativen Styroplast Gleisbettungen und das Selber Einschottern kurz eingehen.


Roco Line mit Bettung

Eigenschaften

Roco Line Gleise mit Bettung bestehen aus dem normalen Roco Line Gleisen, der Bettung aus einem flexiblen Kunststoff und einem Kunststoffteil zur Versteifung des Gleises und zur zusätzlichen Stabilisierung der Verbindung zwischen zwei Gleisstücken. Form und Maße der Gleisbettung entsprechen dem Vorbild.


Vorteile und Einsatzgebiete

  • Es gelten natürlich die allgemeinen Vorteile des Roco Line Gleissystems wie große Radien, Vielfalt an Weichen- und Gleistypen, gut abgestimmte Geometrie, die kaum Ausgleichstücke benötigt.
  • Das Bettungsgleis ist vollständig. Das heißt, dass ohne weiteren Aufwand ein Gleis mit allen drum und dran verlegt werden kann.
  • Das Bettungsgleis ist stabil (Roco bezeichnet es als trittsicher). Die Verbindung zwischen zwei Gleisstücken erfolgt nicht nur über die Schienenlaschen, sondern zusätzlich über die Kunststoff Versteifung. Dadurch lässt sich das Gleis sehr gut zum häufigen Auf- und Abbau verwenden.
  • Der Hohlraum der Gleisbettung kann zum Verlegen von Kabeln genutzt werden.
  • Die Weichen Antriebe (mit oder ohne Digital Dekoder) liegen innerhalb des Bettungskörpers, sind also 'unsichtbar'. Das erspart das mühsame Anbringen von Antrieben unterflur.
  • Die Polarisiserung wird durch einfaches Einstecken eines Kabels (unabhängig ob ein elektrischer Antrieb vorhanden ist) realisiert.

Fazit Vorteile: Vollständiges Gleis, stabil, einfach aufzubauen, Weichenantriebe unsichtbar, Polarisiserung.

Fazit Einsatzgebiete: 'Teppich' Bahn, Einfaches Verlegen.


Nachteile

Selbstverständlich gibt es auch Nachteile:

  • Der Preis der Roco Line Gleise mit Bettung ist deutlich höher als der, von Gleisen ohne Bettung. Dies trifft insbesondere auf die Weichen und das Flexgleis zu.
  • Das Aussehen der Gleisbettung wird von vielen bemängelt. Dies betrifft einerseits die Farbgebung, die jedoch leicht angepasst werden kann. Andererseits ist die Struktur des Schotters zu rund und zu wenig hervorgehoben. Dies kann man (zumindest mit einfachen Mitteln) nicht ändern. Drittens ist die Trennfuge zwischen zwei Gleisstücken (wenn auch nur bei genauer Betrachtung) noch sichtbar.
  • Die maßstäbliche Breite der Gleisbettung zwingt zum Verschnitt an der Böschung bei der Zusammenführung zweier Gleise an Weichen. Solche Gleise sind dann nicht mehr freizügig einsetzbar, oder müssen durch neue Böschungsstreifen repariert werden.
  • Die Bettung ist zwar in sich elastisch, aber das Gleis muss dennoch auf der Trasse befestigt werden. Daher ist eine wesentliche Geräusch Dämmung nicht zu erwarten. Ganz im Gegenteil kann der Hohlraum unter der Bettung als Resonanzraum dienen und damit die Lautstärke erhöhen.

Fazit Nachteile: Preis, Optik (der Bettung), Verschnitt.

Die Weichenproblematik ist der Grund, warum Fleischmann seine Profi Gleise zwar mit Schotter aber ohne Böschung fertigt. Ebenso ist dies der Grund für die großen Abzweig Winkel beim Märklin M- und C-Gleis

Die obigen Aussagen treffen in den meisten Punkten sinngemäß auch auf das hier nicht betrachtete C-Gleis von Märklin zu.


Gleisbettungen

Zu vielen Gleissystemen gibt es Gleisbettungen aus Styroplast von der Firma Merkur (H0: Märklin K Gleis, Fleischmann Modellgleis, Roco 2.5mm Gleis, Roco Line Gleis, Peco), (N: Arnold, Minitrix, Roco), (Z: Märklin) oder entsprechende Gleisbettungen des Herstellers (Tillig, Bemo, Peco).


Eigenschaften

Die Styroplast Gleisbettungen bestehen aus einem geschäumten Kunststoff, sowie einem Schotterbelag aus ??? (Kork?). Es gibt sie in allen Gleis- und Weichenformen sowie zusätzlich für Parallelgleise. Für den nicht sichtbaren Bereich gibt es Streifen ohne Böschung und Schotter. Der verwendete Kunststoff ist elastisch und damit Geräusch dämmend. Die Gleise werden einfach in die Bettungen eingedrückt und halten ohne weitere Befestigung. Sie sind problemlos wieder zu entfernen. Die Bettungen sind flach mit Überbreite (Parallelgleise). Zum Erhalt einer Böschung wird ein vorgeschnittenens Teil entfernt und der Schotterbelag entsprechend umgelegt. Der Schotter ist scharfkantiger und variert stärker in Größe und Farbe als bei den Roco Line Bettungen. Es gibt ein passendes Teil zur Gleis Überhöhung bei Bögen.


Vorteile

  • Einfaches Verlegen, da Gleise und Weichen exakt passen.
  • Bettungen für Parallelgleise erleichtern das präzise Arbeiten.
  • Gleise und Weichen können jederzeit wieder entfernt werden.
  • Das Aussehen ist realistischer als bei Roco Line mit Bettung.
  • Da keine mechanische Verbindung durch Nägel, Schrauben oder Leim zwischen Gleis und Trasse besteht, ergibt sich eine recht gute Geräusch Dämmung.


Nachteile

Man ist bezüglich des Aussehens (Schotterform, Größe, Farbe) festgelegt.

  • Kosten (ca. EUR 1.30 je Gleis, EUR 2.40 je Weiche, EUR 3.20 je Flexgleis)
    (Ob ein selbst gefertigtes Gleisbett z.B. aus Korkstreifen plus Einschottern deutlich billiger ist, wage ich allerdings zu bezweifeln)


Streckentyp Wagenlänge Vorbild Schmalspur
bis 20m bis 24,2m bis 27,2m
kleinster Radius 22*G (363,0/198) 25*G (412,5/225) 30*G (495,0/270) 15*G (247,5/135)
Nebengleise (Bahnhof) 25*G (412,5/225) 30*G (495,0/270) 35*G (577,5/315) 20*G (330,0/180)
Hauptgleise (Nebenbahn) 30*G (495,0/270) 35*G (577,5/315) 40*G (660,0/360) 25*G (412,5/225)
Hauptgleise (Hauptbahn) 35*G (577,5/315) 40*G (660,0/360) 45*G (742,5/405) 30*G (495,0/270)

Für die FREMO Module gelten folgende Regeln:

Der Mindestradius der Streckengleise beträgt 1000 mm. In Bahnhöfen sollte deutlich mehr genommen werden. Der Mindestradius der Rangiergleise beträgt 700mm, bei einem minimalen Weichenwinkel von 1:6.
Diese Radien gelten auch für verdeckte Strecken!


Weichen

Weichen mit ihren beweglichen Zungen, der Lücke im Herzstück Bereich, den Radlenkern und dem Zwang zur Richtungs Änderung stellen einen betrieblichen Problem Punkt dar. Daher sollte man in seiner Planung möglichst schlanke Weichen mit geringem Abzweig Winkel und großem Abzweig Radius vorsehen. Dies gilt insbesondere für zwei Situationen:

  • Verbindung zwischen zwei parallelen Gleisen, da hier automatisch eine S-Kurve entsteht.
  • Bogenweichen: die schon anspruchsvolle Situation durch Bogenfahrt und Weiche sollte nicht noch zusätzlich durch enge Bögen verschärft werden.

Generell gilt je größer der Weichen Radius, desto kleiner ist die Fahrwerks Auslenkung. Und damit gibt es dann im Betrieb weniger Probleme. Im Zweifelsfall heisst es auch hier, lieber die Planung reduzieren, als die Betriebs Sicherheit gefährden. Also lieber zwei Gleise weniger im Bahnhof, als dass die Züge über zu enge Weichen holpern müssen.


S-Kurven

Das Verlegen von S-Kurven ist ein häufig gemachter Fehler. Durch den direkt an eine Bogen anschliessenden Gegenbogen sind die Richtungs Änderungen, die einem Fahrwerk aufgezwungen werden besonders groß. Es besteht daher an solchen Stellen besondere Entgleisungs Gefahr.

Die Abhilfe ist genauso einfach, wie manchmal durch den vorhandenen Platz nicht realisierbar. Zwischen Bogen und Gegenbogen muss eine kurze Gerade eingefügt werden. (Eine Loklänge reicht im allgemeinen.)

Alternativ kann man auch mehr Platz für den S-Bogen vorsehen und dann größere Radien oder noch besser Flexgleise verwenden. Wenn man ein Flexgleis nur an den beiden Enden fixiert ergibt sich automatisch ein betrieblich besserer variabler Radius.

Bei der Verbindung paralleler Gleis Strecken lässt sich die S-Kurve jedoch nicht vermeiden. Hier helfen nur schlanke Weichen mit möglichst großem Radius des Abzweigs. Ab 700 - 800 mm Weichenradius sollte es dann ohne betriebliche Probleme gehen.

Übergangsbögen

Beim Vorbild erfolgt der Wechsel von einer geraden Strecke in einen Bogen nicht abrupt, sondern durch sich stetig verkleinernde Radien, bis der Ziel Radius erreicht ist. Dies lässt den Radsätzen genug Zeit um sich auf die Kurvenfahrt einzustellen.

Die Prinzipien der Fahrdynamik gelten auch für Modellbahn Fahrzeuge. Wenn auch die Bedingungnen bei der Modellbahn eher schlechter sind (ungefederte, ungedämpfte Radsätze und Drehgestelle). Daher ist es sicher eine gute Idee, Übergangs Bögen auch im Modellbahn Bereich einzusetzen.

Dies lässt sich auf zwei Arten erreichen:

  • Durch Flexgleise, die entsprechend verlegt werden. Dies ist die beste Methode, da der Übergang kontinuierlich erfolgt.
  • Durch Verwendung immer kleinerer Radien, sofern genügend große Radien als Fertiggleise zur Verfügung stehen. Dies ist sicher nicht optimal, da immer noch 'sprunghafte' Änderungen der Fahrt Richtung stattfinden. Dennoch sind diese Änderungen jeweils geringer, als wenn direkt der Zielradius benutzt wird.

Leider gibt es hierbei auch einen Nachteil: Der Platzbedarf steigt weiter.

Zum Thema Übergangsbögen siehe auch die NEM 113, im Internet auf der Seite von Dieter Demessieur und die Ausführung auf dem BahnNetz Server.


Steigungen

Steigungen sind auf einer Modellbahn Anlage ein notwendiges Übel, um den Betrieb auf mehreren Ebenen zu erlauben. Hierbei ist eine Höhen Differenz von etwa 10cm (H0, je Ebene) zu überwinden.

Es gilt nun drei kritische Punkte bei Bau / Planung einer Steigung zu berücksichtigen:

  • Der Übergang in / aus der Steigung sollte allmählich erfolgen. Das heisst, entweder ein längeres Gleisstück entsprechend in der Vertikalen zu biegen oder den Übergang aus mehreren kurzen Gleisen zusammen zu setzen.
  • Eine Steigung stellt eine zusätzliche Belastung für die Loks dar. Sie sollte daher möglichst gering sein. Ein Wert von 2% ist ideal. (2% == 2cm Höhen Differenz auf 100cm waagerechte Strecke.) Dies bedeutet 5m Strecke um auf eine andere Ebene (+/- 10cm, H0) zu kommen. Das ist jedoch oft nicht realisierbar. Daher sind auf vielen Modellbahn Anlagen eher Steigungen von 4% anzutreffen. Dabei kann schon die Grenzlast der Lokomotiven erreicht werden, was dazu zwingt die Zuglängen zu reduzieren. In Baugröße N wurde schon bei 3% Steigung und langen Zügen von Problemen berichtet.
  • Bögen in Steigungen stellen eine zusätzliche Belastung dar. Sie sind daher mit möglichst großen Radien auszuführen. Dies gilt insbesondere für Gleiswendel. (Größerer Radius => längere Strecke => geringere Steigung ==> mehr Betriebs Sicherheit)


Verdeckte Streckenteile

Es wird oft gesagt, dass in den nicht sichtbaren Bereichen die kleineren Radien verwendet werden können. Dies ist äusserst problematisch. Gerade in den nicht sichtbaren Bereichen ist ein reibungsloser Betrieb absolut notwendig, da diese Bereiche bei der fertigen Anlage in der Regel nur schlecht zugänglich sind.

Daher sollte man gerade hier keine Risiken eingehen und nicht unter 450mm Radius gehen. Ebenso sollte man im nicht sichtbaren Bereich keinesfalls die engsten oder abgefahrensten Weichen verwenden. Weiter sollte hier die Verlegung der Gleise mit besonderer Sorgfalt erfolgen.


Viele der oben angesprochenen Punkte müssen schon bei der Planung berücksichtigt werden, da sie nachträglich kaum noch geändert werden können. (Mindestradien, S-Kurven, Übergangsbögen, Steigungen, nicht sichtbare Bereiche) Manchmal hilft nur das Abspecken des Gleisplans um zu einer betriebssicheren Modellbahn Anlage zu kommen.

Famous Last Words

Anmerkung: Dies ist die dritte Fassung der FAQ Gleissysteme. Wir hoffen, dass sie möglichst viele Fragen zum Thema Auswahl eines Gleissystems beantwortet. Falls etwas fehlt oder ihr noch Ergänzungen habt, schreibt einfach an einen der Autoren. (Edbert)