Spachtelmassen

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
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Spachteln und Modellieren

Geländebau ohne Spachtelmasse ist wie Pommes ohne Ketchup! Dabei haben sich auch hier mittlerweile die Produkte vervielfacht...

Alle Tips sind ohne Gewähr - aufgrund der Vielzahl von verwendeten Materialien kann keine allgemeine Garantie auf Gelingen gegeben werden! Eigenschaften und Verarbeitung von Spachelmassen sollten an Beispielen erprobt werden.

handelsübliche Produkte

In den folgenden Tabellen werden Spachtelmassen aufgeführt, die im Handel erhältlich sind (soweit sie auf der Modellbahn sinnvoll eingesetzt werden können):
Handelsübliche Spachtelmassen
Zu unterscheiden sind grundsätzlich:

  • Pulver zum Anrühren
    • Moltofill,
    • Geländespachtelmassen der meisten Zubehörhersteller (auf Gips- und/oder Zellulosebasis),
    • Moltofill aussen (auf Zementbasis)
  • fertige Spachtelmassen
    • diverse Molto-Produkte (Fertigspachtel), meist Dispersionen auf Kunstharzbasis
    • Gips "Modellgips" (Baustoffhandel),
    • "reiner" Gips
  • lösemittelhaltige Spachtelmassen
    • Nitrospachtel (Auto/Lackreparatur),
    • Holzkitte (auf der Modellbahn weniger gebräuchlich)
  • 2-Komponenten-Spachtelmassen
    • Kunstharze (Polyester / Epoxyd-Harze)
  • Giessmassen
    • spezielle Gipsarten (z.B. "Porcellin") zum Ausgiessen von Formen

allgemeine Hinweise

.. in Stichpunkten vorab:
nicht nur bei Klebern, auch bei Spachtelmassen ist die Haftung am Untergrund sehr wichtig (Verarbeitungshinweise der Hersteller beachten!).
Besondere Vorarbeit erfordern saugende Untergründe.
Auch das "Arbeiten" des Untergrundes bzw. verschiedener Untergründe berücksichtigen.
Auf Gips hält nur schwer was! Zu beachten ist dies z.B. wenn auf eine Geländehaut aus Gipsbinden Felsen mit Gips gestaltet werden sollen. Die aufmodellierten Felsen sollten sofort aufgebracht werden oder eine Haftschicht (z.B. Weissleim aufstreichen und in den noch feuchten Leim mit Gips modellieren).
Mit Spachtelmassen - z.B. Moltofill - können Styrodurbrocken vermörtelt werden. Dies wird teilweise zur Gestaltung von Bergen, Felshängen etc. empfohlen (ich halte nichts davon, halten tut's jedenfalls).
Schichtdicken beachten: Bei Spachelmassen sollte die vom Hersteller angegebene max. Schichtdicke nicht überschritten werden, da das Material sonst reisst bzw. sich durch Schrumpfung verformt, u.U auch nicht richtig aushärtet.
Einfärben: Moltofill kann mit Abtönfarben (Dispersionsfarben) eingefärbt werden, so dass sich sofort ein "beflockungsfähiger" Untergrund ergibt. Gips sollte nicht oder nur sparsam eingefärbt werden, da die Festigkeit erheblich beeinträchtigt werden kann - aber auch hier gilt auch wieder der Slogan "Probieren geht über Studieren".

Verarbeitung

Die verschiedenen Produkte unterscheiden sich teilweise sehr stark in der Verarbeitung. Hier als erstes wieder der Hinweis: Anleitung des Herstellers beachten! Vorbereitung: Als erstes ist der Untergrund herzurichten, damit die Spachtelmasse nach dem Anrühren sofort aufgebracht werden kann. Ggf. einen Haftgrund oder Tiefgrund (bei saugenden Untergründen) vorstreichen. Der Unterbau sollte so sein, dass die Spachtelmasse nur noch dünn aufgetragen werden muss. Fertige Spachtelmassen werden wie aus der Packung (Dose oder Tube) entnommen aufgebracht. Auch Teilmengen lassen sich verwenden. Es ist kein Mischgefäss erforderlich (es sei denn, es sollen Beimengungen wie Farbe oder Füllmittel eingebracht werden). Zellulose-Spachtelmassen werden in einem Mischgefäss (Gumminapf o.ä) mit Wasser in der gewünschten Konsistenz angerührt. Gips ist in manchen Punkten kritischer als man glaubt: Die klassische Methode - Gips in Wasser einstreuen bis nichts mehr versinkt, kurz durchrühren bis gleichmässige Masse, kein Wasser nachträglich zugeben und nicht zuviel umrühren - ist seit Jahrhunderten bewährt und begründet! Eine Eigenschaft von Gips zeigt sich oft als Nachteil, und zwar bindet Gips sehr schnell ab. Es gibt spezielle Produkte, die die Aushärtung verzögern (Baustoffhandel). Ein alter Trick der italienischen Stukkateure ist, Wein dem Anmachwasser hinzuzufügen! Vielleicht probiert es mal jemand aus und berichtet über seine Erfahrungen...

Auftragen der Spachtelmasse

"Normale Spachtel" eignen sich vor allem zum Anrühren der Masse. Zum Aufbringen sind Japanspachtel (bei dünnen Schichten) oder gekröpfte Palettmesser praktischer. Wie bereits oben erwähnt, sollte so "vorgebaut" werden, dass die Spachtelmasse nicht dicker als nötig aufgebracht werden muss.

Spachtelmassen zügig aufbringen, auch wenn die Verarbeitungszeit "trödeln" zulassen sollte! Unterschiedlicher Reifegrad führt sonst u.U. zu Rissen.

Zellulose-Spachtelmassen können auch mit dem Pinsel aufgestrichen werden, dabei lassen sich interessante Strukturen erzeugen. Teilweise ist auch Giessen sinnvoll, natürlich bei Gußformen, aber auch Gewässer können durch Eingiessen einer dünnen Gipsschicht (die nach dem Härten gestrichen wird) gestaltet werden. Zellulose-Spachtelmassen verlaufen nicht so gut und sind daher zum Giessen nicht geeignet.

Oberflächenschutz...
... ist in der Regel nötig bzw. ergibt sich durch Anstrich (Dispersions-Abtönfarben sind am gebräuchlichsten) und Beflockung. Jede Spachtelmasse muss gut trocknen bzw. aushärten, bevor weitergearbeitet wird (es sei denn, es ist aus gewissen Gründen ein anderes Vorgehen nötig!). Im Prinzip ist es dabei egal, ob die Härtung aufgrund kristalliner (chemischer) Vorgänge wie bei Gips oder durch Verdunsten des Lösemittels (auch Wasser ist ein Lösemittel) stattfindet.

Gipsfelsen werden durch Herausarbeiten in noch weichem Zustand gefertigt. Dabei hat der Gips bereits eine Grundfestigkeit erreicht, ist aber noch nicht ausgetrocknet (siehe dazu die vielen Beschreibungen von Bernhard Stein, ein Meister auf diesem Gebiet). Gips sollte vor dem Weiterarbeiten mit einem sogenannten Tiefgrund behandelt werden, der vermeidet dass sich der Gips mit Feuchtigkeit vollsaugt.

typische Anwendungen

Geländeschale: Bei der "Zubereitung" der Geländeschale können je nach Verfahren verschiedene Spachtelmassen eingesetzt werden, z. B. Moltofill zum Glätten von Styrodur-Unterbau, Gips als Binde oder auf Fliegengitter. Siehe dazu den Artikel "Landschaftsoberbau". Ausgleichen von Unebenheiten: Unebenheiten gibt es überall - ob es darum geht, Steigungen in der Gleistrasse auszurunden, Strassen an das Gelände anpassen, Gewässerränder zu gestalten. Moltofill ist hier meist das geeignete Material, vor allem da es auch eine gewisse Elastizität besitzt. Ist höhere Elastizität gefordert, sind Spachtelmassen auf Kunstharzbasis besser geeignet, z.B. die fertigen Molto-Produkte.

Hohe Schule: Felsgestaltung
Die Gestaltung echt wirkender Felsen ist ein Thema für sich. Wieder einmal wird hier auf die vielen Publikationen von Bernhard Stein verwiesen, der den Felsenbau wie wohl kaum ein anderer beherrscht! Hier nur kurz seine Methode:

  • Gelände grob vormodellieren (z.B. mit Fliegendraht)
  • Gips in der benötigten Schichtdicke auftragen und anziehen lassen
  • mit Stechbeitel Felsstruktur in den noch feuchten Gips eingravieren
  • nach dem Aushärten Gips mit Tiefgrund vorstreichen, dann Farbbehandlung mit Grundfarbe (z.B. helles Grau), ganz dünner schwarzer Farbe für die Tiefen und mit wenig (fast) weisser Farbe die vorstehenden Bereiche betonen.

Natürlich gibt es immer noch andere Verfahren. Ebenfalls in Stichpunkten seien genannt:

  • gegossene Felsen (z.B. mit Formen von Woodland Scenics)
  • für Schichtgestein: gebrochene Weichfaserplatten-Stücke, mit Moltofill vermörtelt
  • spezielle Spachtelmassen wie z.B. von Noch

Noch nennen will ich hier Peter Popp's Spezialmethode, und zwar in Moltofillbrei Brösel aus Styropor bzw. Styrodur einrühren. Brösel werden mit einer Küchenmaschine erzeugt bzw. die beim Sägen abfallenden "Späne" aufkehren. Ein grosser Vorteil ist das geringe Gewicht dieser Masse bei gleichzeitig geringen Kosten! (Auch die "Felsspachteln" der Zubehörhersteller sind nichts anderes, aber wesentlich teurer).
Nicht zuletzt hängt die Wahl der Methode davon ab, welche Gesteinsart nachgebildet werden soll. Immer jedoch ist die Farbgebung ganz entscheidend für die Wirkung.


Literaturhinweise

Das Thema Spachtelmasse taucht fast in allen Büchern auf, die sich mit der Landschaftsgestaltung von Modellbahnanlagen beschäftigen. Empfohlen wird der Besuch einer entsprechend sortierten Buchhandlung, auch Modellbahngeschäfte haben oft ein breites Angebot an Literatur. Von Bernhard Stein gibt es zahlreiche Bücher, die zu Rate gezogen werden können, z.B.:

Meisterschule Modellbau
Dioramenbau leicht gemacht (Faller-Broschüre)
sonstige:
1x1 Anlagenbau (Sonderhefte vom Eisenbahn-Journal), z.B. Band VI: die Schiefe Ebene
und natürlich "Gruß aus Ferbach" von Jacques le Plat (MIBA-Verlag); interessant auch da le Plat häufig Knetmassen verwendet, z.B. zum Mauerbau.