Deutschland-Express

aus DerMoba, der Wissensdatenbank für Modellbahner
Version vom 17. Januar 2006, 21:01 Uhr von Werner Falkenbach (Diskussion | Beiträge) (neu)

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  • Name: Deutschlandexpress
  • Ort: Gelsenkirchen
  • Öffnungszeiten: täglich 10-20 Uhr
  • Eintrittspreis: 10,- DM
  • Erreichbarkeit: Buslinie CE 56 ab Gelsenkirchen Hbf (KombiTicket)
  • Kontakt:
Deutschlandexpress
am Bugapark 1c
45899 Gelsenkirchen
Telefon: 0209-95197-17
Fax: 0209-95197-10


Erfahrungsbericht von Thomas Woditsch am 20.07.1999:

Ich habe mir vor einiger Zeit einen Besuch bei der nach eigenen Angaben "größten Dreileiter-Anlage der Welt" gegönnt. Die Anlage besteht aus einem großen U, Schenkellänge geschätzt ca. 20 m, Schenkelbreite 2-5 m, Mittelgang ca. 3 m. Der Unterbau besteht aus T-förmigen Gasbetonsteinen, die als Stützen die Anlage auf eine durchschittliche Höhe von 110 - 120 cm heben.

Dargestellt werden soll ein Nordsee-Alpen-Panorama, wobei ein Teil der Alpen-Sektion Motive aus der Schweiz aufweist.

Die gesamt Anlage scheint mir aus einzelnen, nicht originär für diese Anlage gebauten Dioramen und Teilstücken zu bestehen, die mehr oder weniger elegant mit mehreren Paradestrecken verknüpft wurden. Betrieben wird die Anlage im Märklin-Digitalsystem, wovon auch am Eingang ausliegende Kataloge zeugen.

Die Gleispläne der verschiedenen Bahnhöfe machten auf mich den Eindruck, geradewegs aus dem Gleisplanbuch eines großen Herstellers entsprungen zu sein: einfallslos, falsch dimensioniert und spärlich signalisiert. Besonders negativ fiel dabei der "schweizer" Teil auf, da sich die Nachbildung des schweizer Vorbildes, mit Ausnahme eines sehr schön gestalteten Bahnhofs, auf Linksverkehr beschränkt, wobei die deutschen (!) Signale links neben dem Gleis stehen.

Die Landschaftsgestaltung erinnerte mich spontan an eine explodierte Softeis-Maschine: Die Berge und Felsen waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, unmotivierte braun-weiß-gescheckte Gipsklumpen, in die fast fingerdicke senkrechte Furchen gezogen waren. Ein Wartungsgang wurde so zu einer gigantischen Schlucht von umgerechnet fast 100m Tiefe. überspannt von ebenso gigantischen Brückenkonstuktionen.

Die Ungereimtheiten setzten sich auch in der Führung und Gestaltung der alternativen Verkehrswege fort: Eine mehrspurige Straße, von einer stattlichen Anzahl diverser Werbe-Trucks befahren, endet unvermutet direkt in einer Kohlenhalde. Eine Wendemöglichkeit besteht nicht. Der Fluß, der Mosel-Motive nachempfunden ist, wird von sehr schönen, IMHO maßstäblichen, selbstgebauten Binnenschiffen befahren, hat jedoch so enge Biegungen, daß leider keines der Schiffe die nächsten 50 cm heile überstehen würde. Das wäre aber eh nicht nötig, da der Fluß nach der Biegung unvermittelt in einem Kiesfeld und vor grünen Felsen endet. Alles voll im Blickfeld des Betrachters wohlgemerkt. Die sehr schönen Felsen am Fluß wechseln sich mit Grünflächen ab, wobei sich die Neigung von 80-90 Grad nicht ändert.

Das die Lokomotiven alle gut sichtbare Aufkleber mit ihrer Digitaladresse trugen störte mich weniger, ich mußte mein Auge eh von der falschen Wagenreihung des ICE ablenken. Die Chance einer Großanlage, vorbildlich lange Züge zu fahren wurde leider vertan. Ansonsten bietet der Betrieb nicht viel: Es fahren einige Züge im Kreis, Rangierbetrieb fand während meines Besuches nicht statt, wäre aber eh nur im begrenzten Umfang möglich.

Einige Lichtblicke waren jedoch zu verzeichnen: Im Nordseebereich der Anlage scheint der Ort Carolinensiel nach originalen Vorbildern zu entstehen, viele selbstgebaute Industriebetriebe nach existierenden Vorbildern im Gelsenkirchener Raum zeugen von Lokalpatriotismus.

Mein Fazit: Die Summe 2,3 Mio DM (laut Betreiber) hätte man IMHO mit besserer Planung und Konzeption sinnvoller verbauen können. Dem Modellbahner, der von Ausstellungen wie Köln und Dortmund sowie aus der Fachpresse besseres gewöhnt ist, kann diese Anlage fast nichts bieten. Der Eintrittspreis von 10,- DM pro Erwachsenem ist in meinen Augen nicht gerechtfertigt, zumal die Anlage noch immer nicht fertiggestellt ist. Allenthalben enden Gleise im Nichts, harren große graue oder grüne Flächen dem Eingriff des Architekten oder Landschaftsgärtners.

Diese Schilderung ist absolut subjektiv aus der Sicht eines Fans von FREMO-Modulen, maßstäblichen Fahrzeugen, Gleisen und Gebäuden. Auch Fahrplanbetrieb mit sinnvollem Güterverkehr verachte ich nicht.

Sollte der geneigte Leser übrigens versuchen wollen, meine Thesen zu widerlegen und fuer die Anfahrt die www-Seite der Firma aufrufen, wir er leider nicht allzuviel verwertbare Informationen finden. Seit April hat sich da nämlich nichts getan. Ausser einer Kontaktadresse ist nichts vorhanden.